Heimlich aufgenommene Fotos von Saddam Hussein verärgern die USA. Auf den Bildern, welche die britische Boulevardzeitung «Sun» am Freitag veröffentlichte, ist der frühere Machthaber Iraks unter anderem in Unterhosen zu sehen. Die Fotos stammten von der US-Armee, und mit ihnen solle der Widerstand der Rebellen im Irak gegen die neue Regierung gebrochen werden, berichtete die «Sun» unter Berufung auf US-Militärkreise. Die Chefredaktion verteidigte sich mit dem Argument, jede andere Zeitung hätte die «unglaublichen» Fotos auch gedruckt. Das US-Militär hingegen erklärte, die Bilder verletzten die Rechte Saddam Husseins als Gefangener und seien etwa ein Jahr alt. «Woher diese Bilder stammen, ist noch unbekannt», hiess es in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung des US-Militärs weiter.
«Die multinationalen Truppen im Irak sind verärgert darüber, dass möglicherweise jemand, der für die Sicherheit, das Wohlergehen und die Haft von Saddam Hussein verantwortlich ist, diese Fotos aufgenommen und zur Veröffentlichung weitergegeben hat», hiess es in der Erklärung weiter. Der Vorfall werde nun untersucht. Die Fotos des 68-Jährigen verstiessen möglicherweise gegen die Genfer Menschenrechts-Konvention. Dieser Meinung sind auch die Anwälte von Saddam Hussein. «Unserer Meinung nach stellt dies eine Verletzung aller internationalen Vereinbarungen und der menschlichen Würde dar», sagte einer der Verteidiger. Diejenigen, die für diese Fotos verantwortlich seien, müssten gerichtlich belangt werden. «Dies kann als zweites Abu Ghraib betrachtet werden, und wir werden die notwendigen rechtlichen Schritten einleiten.»
Erniedrigende Bilder von Misshandlungen an Irakern im Bagdader Gefängnis Abu Ghraib hatten vor einem Jahr weltweit Entsetzen und Empörung ausgelöst. Experten bezeichneten sie als die beste Werbekampagne für Al Kaida. Kurz nach der Gefangennahme von Saddam Hussein hatte die US-Armee im Dezember 2003 Videoaufnahmen gezeigt, die ihn mit struppigem Haar bei der Untersuchung durch einen Arzt zeigen. Auch diese Aufnahmen waren zum Teil als entwürdigend empfunden worden. In diesem Zusammenhang wurde ebenfalls ein möglicher Verstoss gegen die Menschenrechte diskutiert.
Freitag
20.05.2005