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Mittwoch
03.12.2003

Der Frankfurter Suhrkamp Verlag kommt nicht zur Ruhe: Nachdem letzte Woche Verlagsleiter Günter Berg das Handtuch geworfen hatte, tritt nun auch der hochkarätig besetzte Stiftungsrat, darunter auch der Schweizer Adolf Muschg, geschlossen zurück. In einer Erklärung vom Mittwoch heisst es zur Begründung, das Gremium habe zu wenig Einfluss auf die Entscheidungen über die Leitungsstruktur im Verlag, als dass er für die Auswirkungen dieser Beschlüsse noch länger Verantwortung übernehmen könne. Die Witwe von Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld, Ulla Berkéwicz, hatte Ende Oktober verkündet, dass sie künftig anstelle von Günter Berg als Verlagsleiterin agieren werde. Ausserdem wurde die zuvor zweiköpfige Verlagsgeschäftsführung mit ihr selbst und Rainer Weiss erweitert. Berg hatte daraufhin den Verlag verlassen.

Der Stiftungsrat habe sich mit «schwerwiegenden Entscheidungen konfrontiert» gesehen, «die ohne unsere Mitwirkung und entgegen unseren Rat gefallen sind», heisst es in der Erklärung. «Für die Folgen einer Entwicklung, auf die wir im Rahmen der eng beschränkten Befugnisse des Stiftungsrates keinen Einfluss haben, können wir keine Verantwortung übernehmen.» Daher wollen die Stiftungsräte ihr Mandat nur noch bis zur Regelung der Nachfolge, spätestens bis 1. März 2004, weiterführen. Die Nachfolger bestimmt Ulla Berkéwicz als Vorsitzende des Stiftungsrats.

Wie die fünf langjährigen Suhrkamp-Autoren weiter mitteilten, berühre ihr Rücktritt nicht die Loyalität, die sie dem Verlag gegenüber nach wie vor empfänden. Auf Wunsch stünden sie den Beteiligten auch künftig für Ratschläge zur Verfügung. Der Stiftungsrat hatte sich im Juni 2002 konstituiert. Siehe auch Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld gestorben, Adolf Muschg im Stiftungsrat der Unseld-Stiftung