Ein Kapitel der Studie «Medien und Meinungsmacht» hat untersucht, wie stark sich die Themen des Schweizer «Sorgenbarometers» während der Sommersession und des Wahlkampfs im Herbst 2015 auch in der Politik und in den Medien spiegeln.
Klar: Bevölkerung, Politik und Medien leben nicht in Parallelwelten. Die Themen sind insgesamt die gleichen. Im Stellenwert, dem ihnen zugeschrieben wird, tun sich aber doch ein paar interessante Diskrepanzen auf.
So bevorzugen die etablierten Medien «grösstenteils» die gleichen Themen wie die Politik, heisst es in dem von Michael Schenk, Stefan Bosshart, Brigitte Hofstetter und Belinda Notter verfassten Beitrag.
Etwas anders gewichten dagegen die Gratiszeitungen und die Twitter-User die Themen. Beide gleichen sich im Herbst, während des Wahlkampfes, deutlich stärker den inhaltlichen Prioritäten der politischen Agenda an als im Frühsommer. Während des «parlamentarischen Normalbetriebs» lässt sich dagegen keine Übereinstimmung mit der politischen Agenda bezüglich der Rangfolge der Themen ausmachen.
Am nächsten an den Sorgen der Bevölkerung dran sind laut der Studie die überregionalen Tageszeitungen und die Sonntagspresse, dies vor allem bei den Themen Gesundheit, Flüchtlinge und Energie. Gratispresse und Boulevardzeitungen gewichten diese Themen weniger stark als die Bevölkerung. Auch die SRG SSR setzt andere Schwerpunkte als die Bevölkerung, so die Studie.
Auf Twitter wiederum dominierten vor allem während des Wahlkampfs verschiedene Themen, die der Bevölkerung unter den Nägeln brennen. «Twitter übernimmt somit eine wichtige Rolle in der Meinungsbildung, indem Themen und Sorgen aus der öffentlichen Debatte aufgegriffen und damit die politische Diskussion in der Schweiz angeregt werden», so die Einschätzung der Autoren.
Die etablierten Medien riskierten eine «Entfremdung». Zwar tragen sie dazu bei, die politische Debatte zu verstärken. Und sie üben auch einen erheblichen Einfluss auf die öffentliche Meinung im Wahlkampf aus. «Hingegen schlagen sich die Themen, die die Öffentlichkeit beschäftigen, nur unzureichend in der Berichterstattung der regionalen Zeitungen, der Gratiszeitungen und der SRG nieder.»
Dagegen schenken die auf Twitter aktiven Nutzer den Sorgen der Bevölkerung mehr Aufmerksamkeit und sie können die politische Tagesordnung der etablierten Medien beeinflussen. «Denn weil Twitter auch von den traditionellen Medien wahrgenommen wird, eröffnet dieser neue Kanal der Allgemeinheit neue Möglichkeiten, um ihre vordringlichen Themen in den medialen Diskurs einzubringen.»