Zwischen dem Deutschschweizer Fernsehen und dem Verlegerverband Schweizer Presse (VSP) ist ein handfester Krach um das neue Newsportal auf Tagesschau.sf.tv ausgebrochen. Mit diesem Angebot dränge sich das Fernsehen «in die Kernkompetenz der Presse», schimpfte VSP-Präsident Hanspeter Lebrument am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA zu Medienberichten - und das obendrein mit Gebührengeldern. Lebrument befürchtet, dass sich Tagesschau.sf.tv früher oder später nicht mehr finanzieren lasse, ohne dass auf Sponsoring und Werbung zurückgegriffen werde. «Dann wäre das Fernsehen endgültig mitten im Zeitungsgeschäft», lautet Lebruments Horrorvision.
Die Schweizer Radio- und Fernsehgesellschaft versucht sich mit einem sprachlichen Trick aus der Affäre zu ziehen: Das Newsportal sei kein solches, sondern «ein ergänzendes Informationsangebot im Sinn einer Mehrwert-Strategie», deutete SRG-Sprecher Simon Meyer das Angebot Tagesschau.sf.tv um. Ein Vergleich mit anderen gebührenfinanzierten Stationen wie etwa BBC oder ARD zeige, dass das Angebot von SF dem Standard entspreche, den der Gebührenzahlende von einer modernen SRG SSR erwarten dürfe. «Es ist keine Revolution, sondern eine Professionalisierung», sagte Meyer.
Für Roger Blum, Direktor des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Uni Bern, ist der Streit ein Versuch der Presse, «sich quasi unter Heimatschutz zu stellen». So habe es den Verlegern nicht gepasst, als das Radio in den 1930er Jahren begann, Nachrichtensendungen auszustrahlen. Der Verlegerverband will nun mit einer Beschwerde ans Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) gelangen. Am 15. Dezember wird das Präsidium des Verbandes darüber entscheiden. - Mehr dazu: Neue SF-Werbetrenner tönen wie Swisscom-Signet, Neuer SF-Auftritt: Von vernichtend bis begeistert und Jetzt können alle Ueli Haldimann die Meinung sagen
Mittwoch
07.12.2005