Mehrere Redaktionsbüros der dänischen Zeitung «Jyllands-Posten» sind am Dienstag wegen einer Bombendrohung evakuiert worden. Dänemarks grösste Zeitung wurde wegen der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen kritisiert. Die Bilder wurden schon letzten Herbst veröffentlicht und sorgten bereits damals für Unruhe. Der Nachdruck der Karikaturen in einer norwegischen Zeitung im Januar hat die Proteste in den letzten Tagen wieder stark anwachsen lassen. «Jyllands-Posten»-Chefredaktor Carsten Juste hatte sich am Montag für die Verletzung religiöser Gefühle durch die Zeichnungen entschuldigt. Das rechtsliberale Blatt hat seinen Hauptsitz in der zweitgrössten dänischen Stadt Aarhus.
Die dänische Regierung und die islamische Gemeinde in Kopenhagen bemühten sich derweil um Entspannung in dem Streit. Regierungschef Anders Fogh Rasmussen hatte eine diplomatische Initiative zur Beruhigung in den islamischen Ländern angekündigt. Er äusserte die Hoffnung, dass es nun nicht zu den angedrohten Boykott-Aktionen in der islamischen Welt gegen Dänemark kommen werde. Vertreter der islamischen Gemeinde in Kopenhagen erklärten, sie seien mit den jüngsten Erklärungen von dänischer Seite zufrieden. Rasmussen sagte im Fernsehen, persönlich hätte er niemals Bilder von Mohammed oder auch von Jesus oder anderen Persönlichkeiten von religiöser Bedeutung veröffentlicht, durch die sich Menschen gekränkt fühlen könnten.
Wie es in Kopenhagen hiess, seien nach diesen Entschuldigungen weniger Berichte über Protestaktionen in islamischen Ländern eingegangen als in voraufgegangenen Tagen. Doch erneut demonstrierten am Dienstag tausende Palästinenser gegen das skandinavische Land. Teilnehmer im Gazastreifen verbrannten dänische Fahnen und riefen «Krieg gegen Dänemark, Tod für Dänemark». Die Entschuldigung der Zeitung sei nicht ausreichend, sagte ein Sprecher des islamischen Dschihad. Die Kopenhagener Zeitung «Politiken» zitierte den früheren US-Präsidenten Bill Clinton mit der Äusserung, er finde die Karikaturen «beschämend». Auch Norwegens Regierung distanzierte sich von den Karikaturen. Dänemarks Nachbar ist wegen des Nachdrucks der Zeichnungen in einer Osloer Zeitschrift ebenfalls Adressat von Drohungen mit Boykott und Gewalt aus islamischen Ländern. Siehe auch: Mit Mohammed-Karikaturen Meinungsfreiheit verteidigt
Dienstag
31.01.2006