Grosse Aufregung in der Nordwestschweiz um das Thema Glasfasernetz: Nach dem Boykott einer geplanten Sitzung mit den Industriellen Werken Basel (IWB) durch die Telecom-Firmen Orange und Sunrise sowie das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ) sind alle Beteiligten wieder am Ausgangspunkt. Im März wollen die IWB einen neuen Anlauf zu einer Einigung unternehmen. Im Mittelpunkt des Streits steht eine 2-Netz-Strategie der Swisscom, wie sie Swisscom-Sprecher Olaf Schulze am Freitag gegenüber dem Klein Report bekräftigte. «Die Swisscom legt grossen Wert auf ein eigenes Netz, weil dies für die Qualität überaus bedeutend ist», unterstrich er, beispielsweise für Bluewin-TV. Die Strategie sieht neben einem Swisscom-Netz ein zweites für andere Anbieter vor. «Das kann man im selben Arbeitsgang bauen, da alle Glasfaserkabel ohnehin mehrere Fasern aufweisen», sagte Schulze.
Im Dezember hatten die IWB angekündigt, in Basel ein einziges Glasfasernetz zu bauen, auf das alle interessierten Telekommunikationsanbieter gleichberechtigt Zugriff haben sollen, auch die Swisscom. Dementsprechend sollen sich auch alle an den Investitionen von 200 Millionen Franken beteiligen. Trotz der angekündigten Gleichbehandlung in Basel kam es nun aber offensichtlich zu bilateralen Gesprächen zwischen den staatlichen IWB und der halbstaatlichen Swisscom - zum grossen Ärgernis der privaten Anbieter. Sie befürchten, dass sich IWB und Swisscom entgegen der ursprünglichen Ankündigung auf ein Modell einigen, bei dem sich die Swisscom Vorteile gegenüber den Konkurrenten verschaffen könnte.
Prompt boykottierten Orange, Sunrise und EWZ am Montag eine angesetzte Gesprächsrunde. «Wir als Service-Provider erwarten einen diskriminierungsfreien und offenen Zugang zu mit öffentlichen Mitteln zu erstellenden Glasfaserinfrastrukturen», sagte Orange-Sprecherin Therese Wenger gegenüber dem Klein Report. «Das Modell, das uns seitens IWB mit der Einladung zum Treffen vom Montag kurzfristig vorgelegt wurde, entspricht nach einer ersten Durchsicht diesen Anforderungen nicht mehr.» Weil man aufgrund der kurzfristigen Zustellung keine Zeit mehr gehabt habe für eine vertiefte Analyse, habe Orange auf die Teilnahme am Treffen verzichtet. «Das kurzfristige Einladen sowie die uns zugestellten Unterlagen lassen uns davon ausgehen, dass IWB ein Glasfasermodell entwickelt hat, das sich vor allem an den Vorstellungen der Swisscom orientiert.»
Die IWB wehren sich gegen diese Vorwürfe, die Gespräche mit der Swisscom seien «informell» gewesen und hätten als Basis für den geplanten runden Tisch dienen sollen. «Wir führen mit allen Beteiligten Gespräche», sagte Dietmar Küther von IWB am Mittwoch gegenüber dem Klein Report. Zum genauen Anlass des Gesprächs mit der Swisscom und den behandelten Themen wollte er sich nicht näher äussern. Burkhardt betonte lediglich: «Uns geht es darum, ein Kooperationsmodell für den Bau und die Nutzung von Glasfaserkabeln bis zum Hausanschluss zu finden. Es ist uns wichtig, dass dieses Modell einen nicht diskriminierenden Zugang für alle Dienstanbieter vorsieht.»
Freitag
30.01.2009