Ein 24-stündiger Streik gegen den Abbau tausender Stellen hat die britische Sendegruppe BBC am Montag praktisch lahmgelegt. Viele Live-Nachrichtenprogramme fielen aus oder konnten nur mit einem Minimalaufwand produziert werden. Im Radio sprangen sogar Manager als Moderatoren für Journalisten ein. Der britische Journalistenverband NUJ sprach vom grössten Streik bei der BBC seit Jahrzehnten. Rund 11 000 BBC-Mitarbeitende beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben an dem 24-stündigen Ausstand. Die BBC-Führung betonte dagegen, dass fast 60% der Beschäftigten zum Dienst erschienen seien und eine Grundversorgung mit Nachrichten trotz des Streiks aufrecht erhalten worden sei. Die Gewerkschaften hätten ihre Ankündigung, dass die Bildschirme schwarz und die Radios stumm bleiben würden, nicht wahr machen können.
Der Protest richtet sich dagegen, dass der BBC-Generaldirektor Mark Thompson 4000 bis 6000 der insgesamt 27 000 Stellen streichen will. Nach seiner Darstellung können nur so die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass die BBC weiter über Gebühren finanziert wird. Thompson will vor allem Stellen in der Verwaltung streichen, aber auch in der Technik und in den Redaktionen. Die BBC müsse mehr für Programme und weniger für Bürokratie ausgeben, sagte er. Etwa 2000 Beschäftigte müssen ausserdem von London nach Manchester wechseln. Thompson verspricht sich davon, dass der Sender stärker auf die Wünsche der Hörer und Zuschauer eingeht.
Die Gewerkschaften kritisieren, dass sich durch die Einsparungen die Qualität der Programme verschlechtern werde. «Die BBC ist eine Institution für alle Briten, sie ist praktisch das Gewissen der Nation», sagte Gewerkschaftssprecher Mark Smallwood. «Diese Entlassungen werden Grossbritannien ins Mark treffen.» Auf den Transparenten von Journalisten vor der BBC-Zentrale stand: «Wir streiken, um die BBC zu retten.» Ihre Mindestforderung ist, dass Thompson Entlassungen ausschliesst. Die BBC-Mitarbeitenden hatten am 12. Mai insgesamt vier Streiks beschlossen: Neben dem 24-stündigen Arbeitsausstand am Montag zwei 48-stündige Streiks am 31. Mai und am 1. Juni sowie eine viertägige Arbeitsniederlegung ohne konkretes Datum. Grosse Ereignisse wie das Tennisturnier in Wimbledon, das von der BBC live übertragen wird, werden dabei ausgenommen.
Montag
23.05.2005