Dem 1997 gegründeten Strassenmagazin «Surprise» droht der Schnauf, beziehungsweise das Geld auszugehen. «Das letzte Heft» steht gross und drohend auf einem schwarzen Titelblatt der neuesten Ausgabe. Das ursprünglich als Monatsheft gestartete Projekt zur Unterstützung von Arbeitslosen erscheint seit Dezember 2003 zweimal pro Monat. «Sursprise» überrascht immer wieder mit gut recherchierten und gut geschriebenen Informationen aus der untersten sozialen Schicht. «Surprise»-Verkäufer und -Verkäuferinnen, meist ausgesteuerte Arbeitslose, IV-Bezüger, Asylbewerber und sozial Randständige, verkaufen das Heft für 5 Franken, wovon ihnen die Hälfte bleibt.
Weil die Betreuung der Verkaufenden immer mehr koste, schreibe das Blatt dieses Jahr ein Manko von 200 000 Franken, sagte Geschäftsführer Michele Alvaro am Montag vor den Medien. Werden keine Spender gefunden, müsse das Projekt redimensioniert oder sogar eingestellt werden. Im vergangenen Jahr hatte die Arbeitslosenzeitung laut einer Information vom Montag rund 615 000 Franken für die Betreuung der Verkaufenden ausgegeben. Zwei Drittel davon konnten sie durch den Heftverkauf selber decken. «Für den Rest sind wir auf Spenden angewiesen», sagte Geschäftsführer Michele Alvaro.
Die Situation sei gravierend. Entweder wachse das Magazin weiter, denn der jetzige Betreuungsaufwand könne einzig mit noch höheren Einnahmen aus dem Strassenverkauf gedeckt werden. «Oder sonst müssen wir das Projekt verkleinern oder gar aufgeben», sagte Alvaro. «Surprise» bot 700 Arbeitslosen im letzten Jahr einen Job. 140 konnten sich persönlich weiterentwickeln. 24 fanden sogar Arbeit in der freien Marktwirtschaft, wie es weiter hiess. Die Verkaufenden erwirtschafteten durch den Heftverkauf 2,2 Millionen Franken. Die Hälfte, also 1,1 Millionen Franken, flossen direkt in ihre Taschen. - Siehe auch; Strassenmagazin «Surprise» erscheint zum 100. Mal, Mit Promis für Ausgesteuerte, Working Poor und Suchtkranke und «Surprise» ab Dezember zweimal pro Monat
Montag
23.10.2006