Es passierte vor fünf Jahren. Tele-Züri Chefredaktor Markus Gilli interviewt am Zürcher Sechseläuten den damaligen Bundesrat Christoph Blocher. Schwupps - wo ist denn der Christoph? Urplötzlich verschwindet er aus dem Bild. Des Rätsels Lösung - der SVP-Politiker ist vom Podest gestürzt. Blocher steht sofort wieder auf. Glücklicherweise hat er sich nicht verletzt.
Die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva) verwendet Blochers Missgeschick zusammen mit anderen Stolperszenen für ihre neue Präventions-Kampagne stolpern.ch. Sie soll vor solchen Unfällen warnen. Denn so harmlos stolpern auch klingen mag, das Malheur kann für Betroffene schwerwiegende Folgen haben. 40 Prozent aller Invalidenrenten sind auf Stolper- und Sturzunfälle zurückzuführen. Zudem verursachen erwerbstätige Stolperer Kosten von rund 1 Milliarde Franken.
Jedes Jahr verunfallen rund 295 000 Menschen, weil sie stolpern oder stürzen. Tendenz steigend. Davon sind 155 000 Personen erwerbstätig und somit nach UVG versichert. Diese Unfälle verursachten bei den Unfallversicherern Kosten von 950 Millionen Franken. Nicht in diesen Kosten enthalten sind die 140 000 Sturzunfälle von Personen, die nicht durch einen Arbeitgeber versichert sind wie beispielsweise Kinder, Studenten, Hausfrauen, Selbstständigerwerbende sowie Rentner.
Zu den Stolper- und Sturzunfällen zählen nicht allein Stürze von einer Treppe. Weitaus mehr Unfälle (70 Prozent) passieren auf gleicher Ebene und sind wenig spektakulär. Sie sind eine Verkettung unglücklicher Momente wie beispielsweise das Stolpern über eine Kabelrolle oder das Ausrutschen auf unebenem Boden. In der Schweiz verletzen sich bei Stolper- und Sturzunfällen mehr Menschen als bei Autounfällen.
Die Antwort der Suva heisst: «stolpern.ch». Während der nächsten fünf Jahre will die Suva die ihr jährlich gemeldeten 85 000 Stolperunfälle, die 640 Millionen Franken Kosten verursachen, mit gezielten Präventionsaktivitäten reduzieren und ihre versicherten Betriebe, wie auch die breite Bevölkerung sensibilisieren. «stolpern.ch» will bei den Suva-Versicherten die jährliche Anzahl Stolperunfälle bis ins Jahr 2014 um 5 Prozent senken. «Erreichen wir dieses Ziel, können in diesen fünf Jahren 12 000 Unfälle vermieden und gleichzeitig 82 Millionen Franken eingespart werden», erklärt Raphael Ammann, Projektleiter «stolpern.ch».
Für den Kampagnenauftakt im Zürcher Hauptbahnhof hat die Suva den international bekannten Kreidekünstler Julian Beever in die Schweiz geholt. Wer sich am 16. März 2010 in die Halle des Zürcher Hauptbahnhofs begibt, sollte sich vor Stolperfallen in acht nehmen. Julian Beever zeigt das Thema Stolpern aus einer neuen unerwarteten Perspektive. Betrachtet man sein Werk aus einem bestimmten Winkel, ergibt sich ein dreidimensionaler Eindruck. Beevers Sujet: Ein Sturz in die Tiefe. Der Künstler malte vier Tage an diesem Bild.
Die Suva stellt neben einer breiten Palette von Infomitteln auch wertvolle Präventionswerkzeuge zur Verfügung. Mit einem TV-Spot und Plakaten wird die Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam gemacht. Der Sensibilisierungsfilm «unten» bringt die Zuschauerinnen und Zuschauer auf Augenhöhe mit den Stolperfallen und zeigt eindrücklich Gefahren auf. Ein weiteres Kernelement der Kampagne ist die interaktive Website www.stolpern.ch. Zum Auftakt werden alle Besucher in eine Krimiwelt entführt und zum Aufspüren von Stolperfallen animiert.
Mittwoch
17.03.2010