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Donnerstag
17.04.2025

Medien / Publizistik

«What a ride war das, himmelnomal! Wir haben die Marke Blick neu positioniert...»

«What a ride war das, himmelnomal! Wir haben die Marke Blick neu positioniert...»

Steffi Buchli ist kein Mauerblümchen. Rote Haare, üppiges Tattoo, forsches Auftreten. Mit ihrem Selbstbewusstsein füllt sie eine ganze Turnhalle – oder die Ringier-Kantine bis in die hinterste Kochnische.

An ihrem Selbstverständnis hält sie auch in den Stunden ihrer bittersten Niederlage fest. Nach ihrem jähen Ende als «Blick»-Chefin kommuniziert sie wie eine Fussballtrainerin, die soeben «im gegenseitigen Einvernehmen» auf die Strasse gesetzt worden ist.

Sie streicht die gute Stimmung und die geleisteten Dienste hervor. Sie lobt alle und alles, was ihr vor das (innere) Auge kommt. Sie macht beste Laune zum bösen Spiel. Und streut in den sozialen Medien haufenweise Herzchen und Smilies.

Wortwörtlich tönt das so: «What a ride war das, himmelnomal! Wir haben die Marke Blick neu positioniert. Danke für die prächtige Zusammenarbeit, lieber Sandro Inguscio und Max Buder. Wir haben Blick Sport neu und zukunftsträchtig aufgestellt. Mein Herz sei euch forever gewiss, Emanuel Gisi, Tobias Wedermann und Co. Für mich ist nach fünf Jahren der Zeitpunkt gekommen, weiterzuziehen. Ich sag: DANKE, ES WAR SCHÖN und wünsche meinen GL-Gspänlis und all den tollen Ringier-Menschen alles erdenklich Gute. Ladina Heimgartner und Marc Walder, danke ich fürs Vertrauen.»

Im Hause Ringier und auf der «Blick»-Redaktion dürfte die eine oder der andere diese Worte mit einem Schmunzeln quittieren – und nicht ohne Erleichterung. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Steffi Buchli mit ihrem lehrmeisterlichen bis besserwisserischen Führungsstil nicht nur Freundinnen hatte. Steigerungsfähig war auch ihre Redaktionspräsenz. «Miami» hiess es jeweils, wenn nach dem Aufenthaltsort der Chefin gefragt wurde.

Am Donnerstagnachmittag tönte es im Ringier-Newsroom an der Mitarbeiterversammlung an der Dufourstrasse dann aber anders aus dem Munde von Steffi Buchli: «Wir haben uns auseinandergelebt», sagte die Journalistin zu ihrem Abgang vor den etwa 100 Mitarbeitenden, die in Teilen auch per Video zugeschaltet waren.

Erst sprach CEO Ladina Heimgartner um 14 Uhr zur erneuten Umstrukturierung, später Rolf Cavalli und Sandro Inguscio. Nach 20 Minuten war der Spuk vorbei.

Vielleicht war Buchli aber auch schon zur stark mit ihren Start-ups aus der Krypto-Szene beschäftigt. «Miami» einfach eben.

Gemeinsam mit ihrem Partner Florian Kohler hat die umtriebige Journalistin vor Jahren die Einhorn + Rakete AG gegründet. Beteiligungen an Start-ups, Bewirtschaftung eines Immobilien-Portfolios, Strategieberatungen und Workflow-Analysen bietet die Firma an, wie Marcus Hebein, Chefredaktor der «Schweizer Journalisten», recherchiert hat.

«Wir supporten vornehmlich Web3-Projekte, weil wir an die Zukunft der Blockchain-Technologie glauben und weil wir in diesem Bereich die grösste Expertise haben», heisst es auf der stilsicher produzierten Unternehmenswebsite.

So oder so. Nun kann Steffi Buchli die Sonne von Florida geniessen. Nimmt man die Freundlichkeit ihrer Abschiedsworte als Gradmesser für die Höhe ihrer Abfindung, müsste das Geld mindestens für ein halbes Jahr in South Beach reichen – mit Vollpension für die ganze Familie.