Riesen-Ärger um kleine Textdateien bei Start-up-Unternehmen: Bis Ende Mai müssen Mitgliedsstaaten eine EU-Vorgabe zum Umgang mit Browser-Cookies umsetzen. Nun drohen erste Web-Firmen in Grossbritannien: Eine neue Internetbürokratie könnte die Gründer in Richtung USA vertreiben, wie «Spiegel Online» am Mittwoch zu berichten weiss.
Eigentlich soll alles besser werden: 2009 reglementierte die Europäische Union den Umgang mit sogenannten Browser-Cookies. Cookies sind Info-Häppchen, die Websiten auf Computern ablegen. Die kleinen Textdateien können Notizen über das Surfverhalten an dem betreffenden Computer speichern, aber auch die auf bestimmten Webseiten gewählten Einstellungen und Präferenzen.
Der EU-Vorschlag sieht vor, dass Nutzer der Platzierung solcher Cookies in Zukunft zustimmen müssen. Offen ist die Frage, wie diese Zustimmung praktisch auszusehen hat. Muss man bei jedem Aufruf einer Webseite in Zukunft 23 Mal Ja anklicken? Oder genügt es, im Browser einmal ein Okay anzuklicken?
Das alles ist seit fast zwei Jahren unklar. Dabei müssen die Mitgliedsstaaten bis Ende Mai die Richtlinie umsetzen. Nun meldet die BBC: «Kein EU-Mitglied hat bisher eine konkrete Umsetzung der Richtlinie vorgelegt.» Der Datenschützer Alex Hanff von der Initiative Privacy International erklärt der BBC, er sei «schockiert», wie unvorbereitet die Regierungen der EU-Mitglieder in dieser Sache seien.
Schockiert sind auch einige Internetunternehmer wie zum Beispiel der Brite Nick Halstead, Gründer des Twitter-Aggregators Tweetmeme. Er kommentierte die Umsetzung der EU-Richtlinie auf Twitter so: «Das ist die Art von Müll, die dafür sorgt, dass ich meine Firma am liebsten in die USA verlegen würde.» Halstead argumentiert, man könne heute schon in jedem Browser die Datenschutzeinstellungen für Cookies anpassen. Wer mehr Datenschutz wolle, könne das einstellen.