Nicht bereits im Frühjahr 2008 wie ursprünglich angekündet, sondern erst im kommenden Spätsommer kann das geplante Online-Newsnetzwerk der Zürcher Tamedia, der Berner Espace Media und der Basler Zeitung Medien an den Start gehen. Dies gab Chefredaktor Peter «Johnny» Wälty am Freitag gegenüber dem Klein Report bekannt. Der Grund dafür liege hauptsächlich bei seiner eigenen Terminplanung, nämlich dem Wunsch, vor dem Neuantritt eine dreimonatige Kreativpause einzulegen. Zudem sei die Suche nach einem geeigneten Redaktionssystem zeitintensiv gewesen.
Wältys Plan war es, das bei «20minuten.ch» intern entwickelte CMS «ContentDictator» zu übernehmen. Dieses System musste aber erst auf Herz und Nieren geprüft werden und hatte im Vergleich mit verschiedenen standardisierten Lösungen zu bestehen. «Es gab eine umfangreiche Evaluation mit vier Systemen und diversen Expertisen», erzählte er. Schliesslich habe der «ContentDictator» klar die besten Noten erhalten. «Der Prozess war zwar zeitintensiv, aber dennoch sinnvoll. Denn nun besteht allgemein Klarheit und Konsens über die Technik. Und man kann sich dem eigentlichen Geschäft, nämlich den inhaltlichen Konzepten zuwenden», ist er erleichtert.
Newsnetzwerk-Chefredaktor Wälty erklärte im Gespräch mit dem Klein Report, dass entschieden sei, dass das Projekt nicht direkt unter einer eigenen Domain im Internet zugänglich sein werde. Der Zugang erfolge über die bestehenden Portale der regionalen Partnertitel. Zu denen gehören zunächst der «Tages-Anzeiger», die Espace-Titel sowie die «Basler Zeitung». Weitere sollen kurz darauf folgen. Noch nicht entschieden sei, ob der Grundsatz «Web first» gelten solle. Wälty wörtlich: «Das kategorische Propagieren von ´Online First´ als einzig vernünftige Zusammenarbeitsform von Internet und Print hat manchmal so was Heilslehrenartiges. Schauen wir beispielsweise die Reichweitenentwicklung von Welt.de an, die sich ´Online First´ in Riesenlettern auf ihr Banner geschrieben hat. Da kann man nicht erkennen, dass die Einführung dieses Prinzips im Januar 2007 besonders viel gebracht hat - wenigstens nicht im Bezug auf Visits.»
Der Aufbau des neuen Newsnetzwerks geht auch darum langsamer, als er könnte, weil Peter Wälty jeden Schritt sorgfältig mit den Partnern in Basel und Bern abstimmen muss. «Alle Partner haben die redaktionelle Hoheit über ihre Plattformen», erläutert er. Die Unternehmensleitung sei sehr auf Konsens ausgerichtet, und man höre einander gut zu, um individuellen Bedürfnissen nach Möglichkeit gerecht zu werden. Oberstes Ziel sei es, ein Netzwerk aufzubauen, das alle Partner zufrieden stelle.
Schliesslich gab Peter Wälty noch zwei Personalien bekannt. Als sein Stellvertreter sei Michael Marti gewählt worden, der zuletzt in der Chefredaktion des Nachrichtenmagazins «Facts» war. Und als IT-Leiter habe Gilbert Bötschi gewonnen werden können, der bisher bei «20 Minuten» war. Insgesamt soll die Stammredaktion des Netzwerks nach seinen Angaben 24 Vollzeitstellen umfassen. - Mehr dazu: Werbeleiter für Online-Newsnetzwerk von BaZ, BZ und TA bestimmt, Cyrill Treptow vermarktet neues Tamedia-Online-Newsnetzwerk und Peter Wälty wird Chef eines neuen Online-Newsnetzwerkes
Samstag
23.02.2008