Judith Miller, «New York Times»-Starreporterin und eine der zentralen Figuren im Regierungsskandal um die Enttarnung einer CIA-Agentin gehörte, hat ihren Job gekündigt. «New York Times»-Chefredaktor Bill Keller würdigte Judith Miller als preisgekrönte Kollegin, die in ihren 28 Jahren bei der Zeitung Entschlossenheit und Mut bewiesen habe. Dem Abgang war eine bittere Auseinandersetzung zwischen den beiden vorausgegangen.
Miller hatte die Preisgabe vertraulicher Quellen im Weissen Haus verweigert und war deshalb im Sommer drei Monate im Gefängnis gewesen. Dabei ging es um den Skandal um die Enttarnung einer Geheimdienstagentin. Der Stabschef von Vize-Präsident Richard Cheney, Lewis Libby, war darüber gestolpert und ist inzwischen wegen Falschaussage angeklagt worden. Er hatte bei den Ermittlungen angegeben, den Namen der Frau von Reportern erfahren zu haben. In Wirklichkeit hatte er die Information aus Regierungskreisen und hatte mit Reportern, darunter Miller, über die Frau gesprochen.
Die Zeitung hatte Miller zunächst den Rücken gestärkt. Sie verliess das Gefängnis im Oktober, um schliesslich doch auszusagen. Anschliessend warf Keller ihr vor, die Kollegen über ihre Kontakte mit Libby in die Irre geführt zu haben. Miller bestritt dies. Sie war unter Kollegen auch umstritten, weil sie mehrere Artikel über angebliche Massenvernichtungswaffen im Irak geschrieben hatte, die sich später als falsch herausstellten. Siehe auch: US-Journalistin Miller wieder auf freiem Fuss
Donnerstag
10.11.2005