Der zum Verkauf stehende Anteil von 50% am Verlag der «Frankfurter Rundschau» (FR) lockt nach Angaben der in der gleichen Stadt erscheinenden «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ) internationale Investoren an. «Auch Verlage aus dem Ausland wollen eine Buchprüfung bei der Rundschau vornehmen», sagte Jens Berendsen, der Geschäftsführer des bisherigen Mehrheitseigentümers Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG ) in einem Gespräch mit der FAZ. Die SPD-Medienholdinggesellschaft DDVG übernahm vor zwei Jahren 90% am Not leidenden Rundschau-Verlag und will ihren Anteil auf 40% senken.
Der Verkaufsprozess geht in die heisse Phase. Als Käufer kämen nur Medienunternehmen in Frage, sagte Berendsen weiter. In Branchenkreisen heisst es, zwei Finanzinvestoren, die Interesse an der FR gezeigt hätten, seien von der DDVG abgewiesen worden. Das linksliberale, überregional verbreitete Frankfurter Blatt hat laut FAZ in den vergangenen Jahren - gebeutelt von Anzeigen- und Auflagenrückgängen - eine existenzbedrohende Krise durchlitten. Wo die Zeitung heute stehe, sei unklar. Laut Berendsen soll das Blatt dieses Jahr die Gewinnschwelle erreichen. Aktuelle Geschäftszahlen werden nicht veröffentlicht. Die Zeitung wies Ende 2005 eine verkaufte Auflage von 162 000 Exemplaren aus und hat damit in den vergangenen zwei Jahren 11% ihrer Auflage eingebüsst.
Ein Auge auf die «Frankfurter Rundschau» hat die Verlagsgruppe Rhein Main («Allgemeine Zeitung Mainz») geworfen. «Wir sind grundsätzlich interessiert», sagte Geschäftsführer Hans Georg Schnücker der FAZ. Allerdings habe eine Voranfrage beim Bundeskartellamt gezeigt, dass es «hohe, wenn auch keine unüberwindlichen wettbewerbsrechtlichen Hindernisse» gebe. Deshalb will Schnücker zunächst abwarten und bis Ende April noch kein Gebot abgeben. In Wartestellung befindet sich auch die Ippen-Gruppe («Münchner Merkur»). Diese will nach einer noch laufenden Vorprüfung des Kartellamts über ein Gebot entscheiden. Ippen ist mit der «Offenbach-Post» im Rhein-Main-Gebiet ebenfalls bereits vertreten. Starkes Interesse soll dagegen der Grossverlag DuMont («Kölner Stadt-Anzeiger») haben. Auch der Stuttgarter Holtzbrinck-Verlag («Handelsblatt») soll Ambitionen haben, bei den Frankfurtern einzusteigen.
Sonntag
23.04.2006