Das Schweizer Filmschaffen ist am 64. Festival del film Locarno, welches vom 3. bis zum 13. August 2011 stattfindet, in allen Sektionen präsent. Mit den Spielfilmen «Abrir puertas y ventanas» von Milagros Mumenthaler und «Mangrove» von Frédéric Choffat und Julie Gilbert sowie dem Dokumentarfilm «Vol spécial» von Fernand Melgar feiern gleich drei Schweizer Kinoproduktionen im internationalen Wettbewerb ihre Weltpremiere. Mit dem Dokumentarfilm «The Substance - Albert Hoffmann's LSD» von Martin Witz nimmt die Schweiz auch am Wettbewerb der «Cinéastes du présent» teil.
Elf Schweizer Kurzfilme sind im Rennen um den Preis der nationalen Wettbewerbssektion «Pardi di domani». Auf der Piazza Grande sind das neueste Opus «Romance» des Genfer Animationsfilmers Georges Schwizgebel sowie der Endzeitthriller «Hell» - der Abschlussfilm des Baslers Tim Fehlbaum an der HFF München - zu sehen. Der Westschweizer Altmeister Claude Goretta erhält einen Ehrenleoparden und sein Werk wird in einer Mini-Retrospektive von drei Filmen geehrt. Die Filmreihe «Appellations Suisse» präsentiert zehn Schweizer Filme, die bereits im Kino liefen oder international Aufmerksamkeit erregten, zwei Kurzfilme sowie eine Spezialvorführung.
Mit drei Filmen ist die Romandie dieses Jahr im internationalen Wettbewerb besonders stark vertreten. Mit «Vol spécial», einer brisanten filmischen Auseinandersetzung mit der Ausschaffungspraxis des Bundes, nimmt erstmals ein Schweizer Dokumentarfilm am Hauptwettbewerb teil. Der Regisseur Fernand Melgar gewann 2008 mit «La forteresse» den in der Sektion «Cinéastes du présent» vergebenen Leoparden. Der internationalen Jury gehört die Regisseurin Bettina Oberli an, deren Komödie «Die Herbstzeitlosen» 2006 eine unvergessliche Premiere auf der Piazza Grande feierte.
Ausserhalb des Wettbewerbs kommen in Locarno gleich vier neue Schweizer Dokumentarfilme zur Aufführung: «1 due 100 Officine» verfolgt den Arbeitskampf in den Eisenbahnwerkstätten in Bellinzona weiter, welchen Danilo Catti in dem im Jahr 2008 ebenfalls in Locarno gezeigten Film «Giu le mani» aufgegriffen hatte. Christoph Kühn präsentiert mit «Glauser» das filmische Porträt des Schweizer Schriftstellers Friedrich Glauser (1896 bis 1938). «Carte blanche» von Heidi Specogna zeigt die Herausforderungen, denen der Chefankläger des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag bei der Ermittlung zu Menschenrechtsverletzungen gegenübersteht. Villi Hermann widmet sich mit «Gotthard Schuh. Una visione sensuale del mondo» dem Zürcher Fotografen und Bildjournalisten Gotthard Schuh (1897 bis 1969). Die 22. Semaine de la Critique stellt «Messias, ein schönes Chaos» von Ulrich Grossenbacher sowie die israelisch-schweizerische Koproduktion «Carte blanche» von Alexandre Goetschmann vor.
Elf neue Schweizer Kurzfilme sind im nationalen Wettbewerb «Pardi di domani» zu sehen, in deren Jury der Tessiner Produzent Luc Toutounghi mitwirkt. Ausserdem zeigt diese Festivalsektion unter den «Corti d'autore» den Film «Projet Corrida» der beiden Schweizer Fotografen René Burri und Marco D'Anna. Aus Anlass der Ehrung von Claude Goretta - ein Ehrenleopard wird ihm am Abschlussabend des Festivals übergeben - werden seine Filme «L'invitation» (1973), «La dentellière» (1977) und «La provinciale» (1981) programmiert. Der Lausanner Regisseur Lionel Baier präsentiert mit dem in diesem Jahr gedrehten «Bon vent à Claude Goretta» dem Publikum eine filmische Hommage an Goretta. In einer Hauptrolle des Films «La provinciale» ist Bruno Ganz zu sehen, welcher vom Festival ebenfalls geehrt wird. Genau fünf Jahre nach dem Tod von Daniel Schmid wird in Locarno die kürzliche restaurierte Fassung des Films «Schatten der Engel» (1975) vorgeführt.
In der Sektion «Appellations Suisse» präsentiert die Promotionsagentur Swiss Films sechs Spielfilme, vier Dokumentarfilme sowie zwei Kurzfilme. Zu den Highlights dieser Auswahl gehören der Schweizer Publikumsliebling des Jahres 2010, «Sennentuntschi» von Michael Steiner, und der mehrfach für den Schweizer Filmpreis «Quartz 2011» nominierte Spielfilm «Der Sandmann» von Peter Luisi. Anlässlich einer Spezialvorführung im Rahmen der «Appellations Suisse» zeigt das Filmfestival «Die grosse Erbschaft», realisiert vom im März dieses Jahres verstorbenen Donatello Dubini in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Fosco Dubini.