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Sonntag
23.09.2007

Die Mitglieder des Verwaltungsrats und des Zentralrats der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) haben sich ihre Bezüge massiv erhöht und damit Kopfschütteln und Ärger beim Personal und bei den politischen Parteien ausgelöst. So erhält Präsident Jean-Bernard Münch «für ein Pensum, das ihn nach eigenen Angaben zu 65 Prozent beansprucht, 180 000 Franken plus eine Spesenpauschale von 12 000 Franken», berichtete die «NZZ am Sonntag». 2005 hatte der Vergleichswert noch 118 000 Franken und ein Jahr später 133 000 Franken betragen. Die Entschädigungen der anderen Mitglieder des SRG-Verwaltungsrats steigen von 12 000 auf 40 000 Franken und das Sitzungsgeld wird von 500 auf 1000 Franken erhöht.

Laut der NZZaS begründete SRG-Sprecher Daniel Steiner die erhöhten Bezüge damit, dass ein Kaderlohnreporting des Finanzdepartements 2005 den Eindruck bestätigt habe, dass das Honorar für den Präsidenten und die SRG-Verwaltungsräte im Vergleich zu den übrigen Unternehmen im Umfeld des Bundes wie SBB, Post oder Ruag sehr niedrig seien. «Es ist damit kaum möglich, Kandidaten für ein VR-Mandat in der SRG zu gewinnen», zitierte die Zeitung den SRG-Sprecher. Die Anpassung sei im Vergleich keineswegs massiv und trage der Service-public-Eigenschaft der SRG Rechnung.

Gar nicht dieser Meinung sind die Sprecher aller Bundesratsparteien, die zum Teil heftig reagierten. Die SRG habe keine Zuschauer gewonnen, mache nicht mehr Gewinn – die höheren Bezüge seien durch nichts gerechtfertigt, erklärte SVP-Generalsekretär Gregor Rutz. Und FDP-Generalsekretär Guido Schommer fordert, dass die SRG der Öffentlichkeit die «massive Anpassung der Honorare» erkläre. Die Radiojournalistin Barbara Büttner, die das Personal im SRG-Zentralrat mit beratender Stimme vertritt, habe gegen die Erhöhung der Honorare protestiert, heisst es weiter. «Der SRG-Verwaltungsrat will im neuen Gesamtarbeitsvertrag massive Einsparungen beim Personal vornehmen. Gleichzeitig erhöht er sich selber das Honorar. Das kommt nicht gut an», sagte Büttner laut der NZZaS. Als «entsetzt über die masslosen Lohnerhöhungen der SRG-Räte», hat sich am Sonntagabend auch der Schweizerische Verband der ENG- und TV-Produktionsfirmen gezeigt. Das Departement Leuenberger werde im Kaderlohnreporting 2008 die Entlöhnung des SRG-Verwaltungsrats prüfen und kommentieren.

Ob es bei so viel Protest bei den ebenfalls geplanten höheren Bezügen in den SRG-Regionalgesellschaften bleibt, ist ungewiss. Immerhin hatte der Leiter der Geschäftsstelle SRG Deutschschweiz, Kurt Nüssli, für den Verwaltungsrat eine «bescheidene Erhöhung» der Honorare angekündigt.