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Sonntag
25.07.2004

Der Prozess um den Tod der iranisch-kanadischen Fotografin Zahra Kazemi soll nach dem Willen der Anwälte der Hinterbliebenen neu aufgerollt werden. Die Anwaltsgruppe unter der Führung von Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi legte am Sonntag Berufung gegen das am Samstag verkündete Urteil ein, wie Ebadis Sprecher Mohammed Ali Dadchah der Nachrichtenagentur AFP sagte.

Am Samstag war der angeklagte 42-jährige Geheimdienstagent Mohammed Resa Aghdam Ahmadi aus Mangel an Beweisen frei-gesprochen worden. Mit dem Freispruch gelte der Prozess um den Tod der Journalistin als abgeschlossen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Irna.

Statt des bisherigen Angeklagten sei nun die iranische Regierung verpflichtet, gemäss islamischem Recht der Familie der Getöteten ein «Blutgeld» zu zahlen. Die Verteidigung will indes erreichen, dass sich ein mit drei bis fünf Richtern besetztes Strafgericht erneut mit dem Fall befasst. Das Ende des Verfahrens war von nur einem Teheraner Richter beschlossen worden.

Mit der angestrebten Berufung wollen sie nicht gegen den Freispruch Ahmadis angehen, sondern eine tatsächliche Klärung des Todes von Kazemi erreichen. «Wenn der Sohn und die Mutter Zahra Kazemis uns bitten, den Fall vor ein internationales Gericht zu bringen, werden wir dies tun», sagte Dadchah.

Die 54-jährige Kazemi war im Juni 2003 festgenommen worden, als sie Demonstranten vor einem Gefängnis im Norden Teherans fotografierte. Nach tagelangen Verhören starb die Journalistin im Juli an einer Gehirnblutung.