«Ich bin jung, lese Zeitung und habe einen Wunsch: Bitte lasst die Stimme der Jugend auch ab und zu durch den Tagblatt-Dschungel erschallen!» Mit diesen Worten meldete sich in der Samstagausgabe des «St. Galler Tagblatts» erstmals die «Jugend Merkerin» Yuan Yao zu Wort. Die Studentin der Uni St. Gallen wird nun monatlich eine Blattkritik veröffentlichen und Bezug nehmen auf erschienene Artikel. «Wir sind bereit ein Mehreres für die Jugend zu tun», begründete Gottlieb F. Höpli, «Tagblatt»-Chefredaktor, am Montag gegenüber dem Klein Report die neue Initiative der Ostschweizer Zeitung. Bereits seit 1998 installiert ist die Institution der «Grosser Merkerin». Derzeit übernimmt die Schriftstellerin Theres Roth-Hunkeler diese Aufgabe.
Die 19-jährige Studentin an der Assessment-Stufe der Universität St. Gallen hat Höpli im Rahmen seines Lehrauftrags kennengelernt. Dabei kam ihm die Idee der «Jugend Merkerin». Doch es soll nicht allein bei der monatlichen «Blattkritik» im Blatt selbst bleiben, die jeweils in der ersten Wochenend-Ausgabe publiziert wird, erklärt Höpli weiter. Die Umsetzung der Anliegen im redaktionellen Alltag stünden durchaus auch im Vordergrund. «Wir wollen mit ihr aber erst mal im kleinen Kreis der Redaktionsleitung diskutieren», sagte er. Mit der «Jugend Merkerin» verfolgt er unter anderem das Ziel, der Redaktion bewusst werden zu lassen, dass sie von aussen «beobachtet» werde. Sozusagen die Affinität für Jugendthemen geschärft wird.
Aber nicht nur das: «Wir probieren derzeit Verschiedenes aus, um ans Zielpublikum zu gelangen», sagte Höpli weiter. So denkt er auch laut darüber nach, was es wohl nützen möge, «wöchentlich eine Sound-Seite in einem Zeitungsbund einzusargen. Freilich würde er nicht gerade so weit gehen, wie Yuan Yao sich das vorstellt: einen eigenen Bund im «St. Galler Tagblatt» nur für die Jugend zu installieren.
Yuan Yaos Aufgabe könne es nicht sein, «die Jungen» zu repräsentieren, schrieb Höpli in der Wochenendausgabe zur Einführung der «Jugend Merkerin». «Die unterscheiden sich voneinander nicht weniger als 30- oder 70-Jährige. Für die Redaktion - und hoffentlich auch für unsere Leserschaft - bedeutet es eine Erweiterung des Horizonts, periodisch die Stimme einer aufgeweckten Angehörigen der jungen Generation zu vernehmen.»
Höppli sieht die «Jugend Merkerin» auch nicht als Teil einer «Vorwärtsstrategie», um einem möglichen Vordringen von «20 Minuten» nach St. Gallen den Eintrittspreis zu erhöhen. «Das müsste man anders machen», meinte der Chefredaktor, «und zwar eher mit anderen Produkten aus unserem Medienhaus».
Montag
08.03.2004