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Montag
23.06.2008

Die St. Galler Staatsanwaltschaft hat Baupläne für eine Atomanlage, eine Art «Dampfkochtopf» zur Urananreicherung, versiegeln lassen. Die Akten aus einem Strafverfahren aus den 1980er-Jahren wurden seit Jahren im Staatsarchiv aufbewahrt. Es handle sich um «sensible Dokumente», bestätigte Staatsanwältin Petra Hutter am Montag einen Bericht der «NZZ am Sonntag». Die Pläne und Unterlagen sind unter Verschluss. Eine Vernichtung ist laut Hutter nicht vorgesehen.

Die Versiegelung steht im Zusammenhang mit dem «Fall Tinner»: Drei Angehörige der Rheintaler Familie stehen unter Verdacht, bei illegalen Lieferungen von Bestandteilen für Atomanlagen mitgewirkt zu haben. Als mutmasslicher Drahtzieher steht zurzeit ein Deutscher Ingenieur in Stuttgart vor Gericht.

Die Akte im St. Galler Staatsarchiv war Mitte der 1980er-Jahre im Strafverfahren gegen die Metallwerke Buchs (MWB) angelegt worden. Der Zoll hatte Ende 1985 drei Autoklaven abgefangen. Die Anlagen waren für das Netzwerk des «Vaters der pakistanischen Atombombe», Abdul Qadeer Khan, bestimmt. Vier MWB-Manager wurden zu Bussen verurteilt. Die Akten des Straffalls kamen später ins Staatsarchiv nach St. Gallen. Dies sei üblich bei bedeutenden Fällen, sagte Petra Hutter. Die Dauer der Aufbewahrung könne von Fall zu Fall unterschiedlich sein.