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Donnerstag
19.03.2009

Der nationale Verwaltungsrat der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG hat am Mittwoch beschlossen, dass im «laufenden Jahr innerhalb der Regionen die strukturellen und organisatorischen Voraussetzungen für ein konvergentes Arbeiten im redaktionellen Bereich geschaffen werden sollen». Damit treibt das Gremium das umstrittene Konvergenzprojekt weiter voran. Aber in weit gemächlicherem Tempo als ursprünglich vorgesehen. Dabei sollen die in der welschen und in der deutschsprachigen Schweiz noch nach Radio und Fernsehen getrennten Unternehmenseinheiten wie bei RSI (Tessin) und RTR (romanischsprachiges Fernsehen und Radio) zu einer sprachregionalen Unternehmenseinheit zusammenwachsen.

Die regionalen Konvergenzprojekte sollen ohne Dominanz eines Mediums erarbeitet werden, betont die SRG am Donnerstag. «Die regionalen Verwaltungsräte setzen dafür Projektleitungen ein, die diesem Umstand Rechnung tragen, und auch die Projektteams sind ausgewogen zusammenzustellen.» Die Wahl der Direktoren in den Regionen erfolge erst, nachdem der Verwaltungsrat die jeweiligen Projekte genehmigt habe. Damit geht der SRG-Verwaltungsrat auf Medienminister Moritz Leuenberger ein, der gefordert hatte, zuerst müssten die Strukturen klar sein, erst dann könne man Personalentscheide treffen. Ein Rückschlag ist dies vor allem für SF-Direktorin Ingrind Deltenre, deren Ambitionen auf den Posten der SRG-Deutschweiz-Direktorin fürs erste zurückgebunden worden sind.

Die SRG-Hauptstandorte Genf, Lausanne, Bern, Basel, Zürich, Lugano Besso, Comano und Chur bleiben bestehen, betont die SRG weiter. Hingegen seien «Verschiebungen» innerhalb und zwischen den Standorten möglich. Mit der Standardisierung von Prozessen und Systemen sowie deren teilweiser Zusammenlegung soll die Produktivität bei den Supportprozessen um zehn Prozent beziehungsweise ein bis zwei Gebührenprozent gesteigert werden. Mit den Mitteln aus der Produktivitätssteigerung sollen unter anderem auch die Restrukturierungskosten für die Medienkonvergenz finanziert werden.

Die betroffenen Mitarbeitenden und Sozialpartner sollen in diesen mehrmonatigen Planungsprozess «stufengerecht» einbezogen werden. Die Umsetzung der regionalen Konvergenzprojekte erfolge nach Verabschiedung durch den Verwaltungsrat. Im Tessin ist die Umsetzung bereits in Gang, in der französischsprachigen Schweiz beginnt sie voraussichtlich Anfang 2010, in der Deutschschweiz «aufgrund der Grösse und komplexeren Struktur» im zweiten Halbjahr 2010. -

Das Schweizer Syndikat Medienschaffender (SSM) nimmt die Entwicklung in Sachen Konvergenzprojekt «mit Freude zur Kenntnis», wie die Gewerkschaft in einem Communiqué vom Donnerstag schreibt. SSM-Präsidentin Barbara Büttner sagt dazu: «Ich bin sehr erfreut, dass die Bedenken von Mitarbeitenden und Personal ernst genommen werden. Unsere grundsätzlichen Ansprüche an das aktuelle Konvergenzprojekt sind im Grossen und Ganzen erfüllt.» Es sei vor allem für das Radiopersonal wichtig, dass die Überprüfung einer Zusammenlegung der Unternehmen von Radio und Fernsehen nicht unter Leitung des Fernsehens und losgelöst von der Wahl einer späteren Direktion läuft. - Weitere Infos: Moritz Leuenberger tritt beim SRG-Projekt Konvergenz aufs Bremspedal