Content:

Sonntag
15.06.2008

Den Zuschauern des Schweizer Fernsehens SF wurden Bilder aus den Euro-Stadien vorenthalten. Die Uefa zensiert diese Bilder. Dagegen wehrt sich jetzt SRG-Chef ­Armin Walpen. Der Generaldirektor der SRG wandte sich in Interviews vom Wochenende gegen «jede Zensur von Sportübertragungen». Grosse Sportverbände versuchten zunehmend, sich mit eigenen Produktionsfirmen die Hoheit über Bild und Ton zu sichern, erklärte Walpen der «SonntagsZeitung». Von Dritten ausgewählte Bilder seien aus Sicht der journalistischen Unabhängigkeit «mehr als problematisch». Darauf werde er die Uefa schriftlich hinweisen.

Die ARD hat während des Spiels Deutschland gegen Kroatien während einiger Sekunden Bilder über Petarden aus dem kroatischen Fanblock übertragen. In der «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens kritisierte Walpen die Bildauswahl der Uefa. In der letzten Woche hatte auch der Klein Report aufgedeckt, dass den Fernseh-Zuschauern während der Euro mehrfach Vorfälle im Stadion wie das Abbrennen von Rauchpetarden und das Übertreten von Sicherheitszonen durch Fans vorenthalten wurden.

Die Uefa rechtfertigt dies damit, man wolle «den Chaoten keine Plattform» bieten. Ausserdem seien solche Szenen «nicht relevant», zitierte die «Tagesschau» den Fussballverband. Nach dem ersten Tor der Kroaten zeigte das Deutsche Fernsehen ARD vier Sekunden lang Petarden-Bilder aus dem kroatischen Fan-Sektor. Allerdings ist nicht klar, ob die Bilder mit dem internationalen Signal der Uefa übermittelt oder mit Hilfe der ARD- Zusatzkameras eingespeist wurden.

Auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Österreich ist über die Bilder-Hoheit der Uefa nicht glücklich. «Das Ganze hat eine tiefere Problematik angenommen und man muss überlegen, ob man das weiter so akzeptieren kann», sagte ORF-Informationsdirektor Elmar Oberhauser am Sonntag gegenüber der österreichischen Nachrichtenagentur APA.