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Mittwoch
28.03.2012

Die Quote ist für SRF (Schweizer Radio und Fernsehen) kein Thema mehr, sagte SRF-Direktor Ruedi Matter an der Jahresmedienkonferenz am Dienstag; Konvergenz heisst das Schlagwort der Stunde, sprich: die Zusammenführung von Radio und Fernsehen auf allen Ebenen. Der seit Januar letzten Jahres in die Wege geleiteten Fusion von SR DRS und SF wird alles untergeordnet, auch die Marktanteile, mit denen das Schweizer Fernsehen vor ein paar Jahren noch europaweit geglänzt hatte.

Mit den «Spitzenleistungen des Service public» leitete Matter seine Jahresbilanz ein, «die freie Meinungsbildung ist die wichtigste unserer Säulen», und er lobte an erster Stelle den «Treffpunkt Bundesplatz», jene Wahlsendung, deren Einschaltquoten weit unter den Erwartungen geblieben waren. Meilen trennen ihn da von seinem Vorvorgänger Peter Schellenberg, mit über 35 Prozent Marktanteil damals der erfolgreichste Fernsehdirektor in ganz Europa, der es sich hatte leisten können, süffisant zu fragen: «Service public - was ist das überhaupt?»

Heute ist der Marktanteil des Schweizer Fernsehens längst unter 30 Prozent gesunken und Matter erklärt dies damit, dass halt insgesamt weniger Fernsehen konsumiert werde und die Mehrheit der Deutschschweizer Zuschauer heute regelmässig zwischen 17 Sendern hin- und her zappten, während es 1995 lediglich neun und auch 2004 erst zwölf gewesen waren. Und auch weil 2011 kein Sportjahr gewesen war.

2012 soll alles besser werden, freut sich auch Sportchef Urs Leutert, «dieser Sommer wird mit den Olympischen Spielen in London und der Fussball-EM ein Sportjahr». Ein Wermutstropfen bleibt da, dass die Schweiz nicht dabei ist, «aber es wird trotzdem viel Swissness in unserer Berichterstattung drin sein». In diesen Tagen werden die Sportredaktionen von Radio und Fernsehen zum Sport-Newsroom SRF zusammengelegt, um für diesen Sportsommer gerüstet zu sein.

«Hocherfreut» zeigte sich Matter im Gespräch mit dem Klein Report über die ersten Resultate des Fusionsprozesses von Radio und Fernsehen, «wir hatten viel mehr interne Probleme erwartet und sind überall auf Enthusiasmus gestossen». Bereits zusammengelegt sind die Redaktionen von «Kassensturz» und «Espresso» zum Kompetenzzentrum für Konsumfragen und eine Gesundheitsredaktion, die unter anderem die TV-Sendung «Puls» und verschiedene Ratgeberrubriken der Radioprogramme verantwortet. Länger wird es in der Kultur dauern, da ist man (in Basel) noch am Suchen einer geeigneten Location.

Keine Sendungsredaktionen mehr gibts in der Unterhaltung, wie Christoph Grebel ankündigte, «mit `Benissimo` stirbt die letzte» - und gleichzeitig die letzte Langzeitsendung schlechthin. Die Unterhaltung wird künftig zum recht eigentlichen Experimentierstadl, mit «Comedy aus dem Labor» etwa oder der «Schweizer Künstlerbörse Thun». Da muss man sich fast auf Emils 80. Geburtstag freuen, der wird wenigstens Quote bringen.

Hin in eine andere Richtung tendiert auch Radiochefredaktorin Lis Borner mit ihren Newssendungen, hin in die bekannte Richtung: «Wir werden die neuen kleinen Mitteparteien besonders sorgfältig verfolgen, und für die französischen Wahlen fahren wir in die Hochburgen der Sarkozy-Gegner.»

Mainstream ade, man macht Service public. Das heisst, man kippt auch keine der neuen Vorabendsendungen von SF 2 aus dem Programm, die oft nicht über ein oder zwei Prozent Marktanteile hinauskommen. Ruedi Matter: «Es braucht eine Experimentierschiene, das fehlte bisher, hier können wir junge Leute finden, die dann hineinwachsen können.»

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