Das Schweizer Fernsehen geht während der Frauenfussball-Euro in die Offensive. Ab Mittwoch liefert es eine beispiellose Personal- und Materialschlacht.
In den vergangenen Tagen war bei der SRG vor allem von Sparplänen und Stellenkürzungen die Rede. Die Redaktionen werden gestrafft, Sendungen gestrichen, der Hauptsitz wird verlagert und redimensioniert. Generaldirektorin Susanne Wille kommt sich wohl vor wie die Präsidentin eines Fussballklubs, die in der Sommerpause das Stadion verkaufen und die halbe Mannschaft entlassen muss.
Doch mitten im allgemeinen Katzenjammer heisst es am Zürcher Leutschenbach auch: Klotzen statt kleckern.
An der am Mittwoch beginnenden Frauenfussball-EM zieht der öffentlich-rechtliche Sender alle Register: Sämtliche 31 EM-Spiele sind live im TV und im Livestream in der SRF-Sport-App zu sehen.
Im Auftrag der Uefa produziert die SRG zudem alle fünf Spiele in der Host City Zürich. Roland Mägerle, Leiter SRF Sport und Business Unit Sport SRG, blickt mit postjuveniler Begeisterung auf die nächsten 25 Tage: «Dass wir der sportinteressierten Schweizer Bevölkerung alle Spiele der Uefa Women’s Euro 2025 im eigenen Land frei empfangbar präsentieren können, freut mich enorm». Frauenfussball gehöre seit längerer Zeit zum festen Bestandteil der SRF-Sportberichterstattung. Seit der WM-Endrunde 2015 in Kanada begleitet SRF das Frauen-Nationalteam eng.
Auch personell schöpft Mägerle aus dem Vollen. Annette Fetscherin und Lukas Studer führen durch die Berichterstattung im Studio in Zürich. Für die Analysen sind vier Frauen verantwortlich: Martina Voss-Tecklenburg, ehemalige Schweizer Nationaltrainerin; Lara Dickenmann, 135-fache Schweizer Nationalspielerin; Imke Wübbenhorst, die YB-Trainerin und aktuelle Schweizer Meisterin; Marisa Wunderlin, ehemalige Assistentin beim Nationalteam und Inhaberin der höchsten Uefa-Trainerlizenz. Sandy Maendly, Martina Moser und Gaëlle Thalmann sind ebenfalls am Ball.
Und mit SRF-Moderatorin Seraina Degen und ihrem Kollegen Jeff Baltermia übernehmen zwei weitere Fachkräfte die Absicherung des Rückraums.
Dazu kommen taktische Begleitmassnahmen und Formate, die das Geschehen abrunden. Der Podcast «Steilpass – hosted by SRF» übernimmt für die Turnierdauer den Kanal von «Sykora Gisler». Die ehemalige Fussballerin Sarah Akanji, frühere SP-Politikerin und Gralshüterin der Frauenrechte, feiert sich selber und ihre Gesprächspartner(innen). Es geht um Female Empowerment, Vielfalt, Sichtbarkeit und die Kraft, etwas zu verändern.
Als Hauptkommentatoren führen Rachel Rinast und Calvin Stettler das TV-Publikum durch die nächsten Wochen.
Apropos Rinast: Die Deutsche wird die erste Frau sein, die in der Schweiz ein Fussballspiel live im TV kommentiert – am 4. Juli das Spiel Dänemark – Schweden. Dazu sagt sie nicht ohne Pathos: «Es bedeutet mir viel, Pionierin zu sein und dazu beitragen zu können, dass sich das Publikum an weibliche Stimmen bei Fussballspielen gewöhnt. Ich hoffe, ich kann damit Mädchen und Frauen auch inspirieren und anspornen», sagt die 33-Jährige.
Zuerst steht aber eine andere Frau im Scheinwerferlicht: Schlagersängerin Beatrice Egli. Sie intoniert vor dem offiziellen Eröffnungsspiel Schweiz – Norwegen die helvetische Nationalhymne.
Der Klein Report freut sich – und singt laut mit.