Nur 24 Stunden nachdem bekannt wurde, dass der deutsche Axel-Springer-Verlag einen 25-Prozent-Anteil des türkischen Medienkonzerns Dogan erworben hatte, haben die Türken laut der «Financial Times Deutschland» (FTD) vom Freitag ein Gebot für die zum Verkauf stehenden 50,5 Prozent des Sendekonzerns ProSiebenSat.1 abgegeben. «Wir kommentieren das nicht», sagte Mehmet Ali Yalcindag, Chef der Dogan-Mediensparte, gegenüber der FTD. Über Dogan eröffnet sich für den Axel-Springer-Verlag die Chance, den heute 12 Prozent betragenden Einfluss auf ProSiebenSat.1 auszuweiten: Springer hatte selbst versucht, die Mehrheit an ProSiebenSat.1 zu kaufen, war damit aber Anfang des Jahres an Kartellamt und Medienaufsicht gescheitert. Es sei vom künftigen Eigner abhängig, ob Springer seinen derzeitigen Anteil abstosse, behalte oder erhöhe, sagte eine Springer-Sprecherin am Freitag auf Anfrage. Wie weit Springer seinen Anteil gegebenenfalls erhöhen könnte, sei im Augenblick unklar.
Im Wettlauf um ProSiebenSat.1 haben die Verkäufer um Besitzer Haim Saban den Bietern nun bis Mitte Dezember Zeit eingeräumt, um verbindliche Angebote abzugeben. Einen Vorstandsbeschluss zum Start der Buchprüfung gebe es aber noch nicht, sagte eine Konzernsprecherin. Aus dem Umfeld Sabans hiess es, Dogan habe nicht die höchste Summe geboten. Mit im Rennen ist ein Konsortium der Investoren KKR und Permira. Sie wollen ihren europäischen Sendekonzern SBS mit ProSiebenSat.1 zu einer schlagkräftigen Konkurrenz für die RTL-Gruppe ausbauen. Dem Konsortium um die Finanzinvestoren Apax und Goldman Sachs hat sich nach Informationen der FTD der Finanzinvestor Cinven angeschlossen. Auch die Beteiligungsgesellschaft CVC bietet mit. - Siehe auch: Axel Springer kauft sich bei türkischem Fernsehen ein
Freitag
17.11.2006