Content:

Montag
21.11.2005

Um die umstrittene Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den Springer-Verlag ist ein Feilschen wie auf einem orientalischen Basar ausgebrochen, seit das deutsche Kartellamt Bedenken gegen die Übernahme vorgebracht hat. Am Wochenende liess der Verlag von «Bild», «Die Welt», «Hörzu» und weiteren Publikationen verlauten, er werde der Behörde möglicherweise anbieten, einige Geschäfte zu veräussern, wenn das Amt dann seine Bedenken gegen den Zukauf fallen liesse. Dies berichtete die deutsche «Financial Times» (FTD) am Montag. Verkauft werden könnten die Beteiligung am Druckkonzern Prinovis und die Anteile an Radiosendern, meldete die FTD. Falls dem Amt das nicht genügen sollte, wird bei Springer auch eine Trennung von den Programmzeitschriften diskutiert, wobei auch «Hörzu» genannt wurde.

Die einst grosse «Hörzu» steht allerdings seit einiger Zeit unter dem Druck konkurrenzierender Programmhefte, so dass der Verlag diesen Verkauf eher verschmerzen könnte, als denjenigen der Boulevardzeitung «Bild», um deren Stellung im Leser- und Anzeigenmarkt es den Kartellwächtern indessen in erster Linie geht. «Die Macht im Lesermarkt würde wachsen, wenn sich die TV-Sender und `Bild` wechselseitig unterstützen könnten, fürchtet die Behörde», schreibt die FTD. Und im Werbemarkt sehe sie Gefahren, wenn Springer die Vermarktung für Zeitungen, TV und Internet stärker aufeinander abstimmen könne. Auf beiden Feldern gebe es jetzt schon eine marktbeherrschende Stellung von «Bild». - Mehr dazu: Kartellamt mit Bedenken gegen Springers ProSiebenSat.1-Kauf