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Sonntag
11.02.2007

Der deutsche Axel Springer Verlag erwirtschaftet mit seinem Portal Bild.T-Online eine zweistellige Umsatzrendite. «Auch andere Internet-Unternehmen unseres Hauses, wie Idealo oder Stepstone, sind profitabel», erklärte Vorstandschef Mathias Döpfner in einem Interview mit dem «Handelsblatt». Für die Expansion des Konzerns setzt Döpfner auch auf Übernahmen. «Unsere Bilanzstruktur erlaubt uns grosse oder auch viele kleine Wachstumsschritte durch Zukäufe.» Entscheidend sei dabei aber nicht die Grösse einer Investition. «Es geht darum, das Richtige zu tun.»

Mit dem «Avastar» von Bild.T-Online ist der Medienkonzern im Second Life dabei - einer virtuellen Zeitung, die Informationen und Unterhaltung bietet. Döpfner: «Damit sind wir das erste deutsche Medienunternehmen mit einem eigenen Angebot im Second Life. Aber im Real Life ist so viel zu tun, mir fehlt die Zeit zum Leben als Avastar.» Auf die Frage, ob er als Verleger nicht neue Dinge ausprobieren müsse, meinte Döpfner: «Die Aufgabe des Vorstands ist es, neue, Erfolg versprechende Dinge zu erkennen, anzustossen und zu ermöglichen. Als wir vor einigen Monaten die Firma Linden Labs in den USA besucht und mit den Gründern von Second Life gesprochen haben, waren wir elektrisiert. Second Life ist kein Spiel, sondern dreidimensionales Internet. Reale und virtuelle Welten rücken zusammen und schieben sich ineinander. Das ist eine Entwicklung, die manche beunruhigt und viele begeistert.»

Seit sieben Jahren sitzt der Verlagsmanager im Springer-Vorstand, zunächst war er für Multimedia verantwortlich. Die Frage des «Handelsblattes», ob seither bei Springer vergleichsweise wenig geschehen ist, verneint Döpfner. Er habe da einen anderen Eindruck: «Als die Internet-Blase 2001 geplatzt ist, haben wir einige Projekte priorisiert und durchinvestiert, etwa bei Bild.de und dem für uns wichtigen Online-Rubrikengeschäft. Alle anderen Aktivitäten haben wir auf einen Minimal-Level zurückgefahren, um, sobald sich der Markt entwickelt, wieder Gas geben zu können. Im Vergleich zu anderen Medienunternehmen haben wir dadurch sehr viel weniger Geld verloren und sind jetzt gut aufgestellt. Wie sich zeigt, war das genau die richtige Strategie», so Döpfner.

Ob der Konzern jetzt in den Zeiten von Web 2.0 nicht dringend beschleunigen müsse? «Richtig, jetzt sind wir in der Beschleunigungsphase. Wir verdienen bereits Geld im Internet.» Der Springer-Konzern erwirtschafte zwar nur 5 Prozent seines Umsatzes im Internet, aber bundesweit betrage der Online-Anteil an der Werbewirtschaft lediglich 2,5 Prozent. «Damit sind wir doppelt so gut wie der Markt.»