Der nach Meinung der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ) als «profiliertester deutscher Privatfernseh-Aufseher» geltende Norbert Schneider wünscht sich vom Axel Springer Verlag Vorschläge, wie die mit dem Kauf des Privat-TV-Konzerns entstehende Medienmacht kontrolliert werden könnte. In einem am Wochenende in der FAZ erschienenen Interview sagte der Direktor der Düsseldorfer Landesanstalt für Medien, er fände es wünschenswert, «wenn geprüft würde, wie man die Risiken einer zu grossen Machtballung vermindern könnte, ohne die Springer-Pläne gleich komplett zu verbieten». Der seit 12 Jahren wirkende Medienaufseher schlägt Springer vor, eine neue Unternehmenssatzung auszuarbeiten, «welche die konzerninterne Meinungsvielfalt gewährleistet. Stichwort: Corporate Governance».
Für Schneider birgt der «Springer-Fall» laut dem FAZ-Interview «erhebliche Risiken»: «Wenn die Butter das Brot kauft, geht es immer um die Wurst», erklärte er wörtlich. Der Medienaufseher ist aber auch der Meinung, dass es «aus rein wirschaftlicher Sicht durchaus wünschenswert» sei, wenn es zu grösseren Unternehmenseinheiten in der deutschen Medienindustrie komme, denn diese sei im internationalen Vergleich noch immer stark zersplittert.
Schneider erkennt allerdings im Vergleich der Fernsehexpansion von Springer mit der Stellung von Bertelsmann im deutschen Medienmarkt (und seiner Beteiligung bei Gruner+Jahr) keine Parallelen. «Mit Wochenmagazinen wie `Spiegel` und `Stern` können Sie nur schwer eine Meinungskampagne führen, dafür brauchen Sie das tägliche Stakkato eines Massenblattes wie `Bild`. Und wenn dieses kraftvolle Instrument sich mit dem Massenmedium Fernsehen kombinieren lässt, darf man das sicher eine geballte Macht nennen - und bedenklich finden», sagte er der FAZ.
Sonntag
14.08.2005