Nach Informationen des Magazins «Menschen und Schlagzeilen» im NDR Fernsehen hat sich der Verdacht erhärtet, dass der deutsche Bundespräsident Christian Wulff vom Einwerben von Sponsorengeldern für den Nord-Süd-Dialog 2009 durch die niedersächsische Staatskanzlei gewusst haben muss.
«Der Redaktion liegt eine E-Mail von Wulffs damaligem Regierungssprecher Olaf Glaeseker an die Deutsche Messe AG Hannover vor, in der sich Glaeseker ausdrücklich auf den damaligen Ministerpräsidenten bezieht», teilte der NDR am Dienstag mit. In dem Schreiben vom 17. September 2009 hiesse es: «Wir würden uns auch im Namen von Ministerpräsident Christian Wulff freuen, wenn wir auch in diesem Jahr die Deutsche Messe wieder als Sponsor für die Veranstaltung gewinnen könnten. Dabei gibt es die Möglichkeit einer Premiumpartnerschaft (50 000 Euro) und eines Co-Sponsorings (25 000 Euro).»
Die Deutsche Messe AG Hannover bestätigte gegenüber der Redaktion von «Menschen und Schlagzeilen» die Existenz des Schreibens. Sie hatte sich an der Lobby-Veranstaltung als Co-Sponsorin mit 25 000 Euro beteiligt. Die Deutsche Messe AG erklärte gegenüber dem NDR, dass sich Glaeseker auch 2008 an das Unternehmen gewandt habe.
Der deutsche Bundespräsident hatte in den vergangenen Tagen beteuert, nichts über eine Einwerbung von Sponsorengeldern für den Nord-Süd-Dialog gewusst zu haben. Sein früherer Staatskanzleichef Lothar Hagebölling, heute Chef des Bundespräsidialamts, hatte dem Landtag im April 2010 mitgeteilt, es habe keine Beteiligung oder Finanzierung des Nord-Süd-Dialogs durch das Land Niedersachsen gegeben. Der damalige Regierungssprecher Olaf Glaeseker steht in diesem Zusammenhang inzwischen unter Korruptionsverdacht.
Christian Wulff lehnte über den von ihm beauftragten Rechtsanwalt Gernot Lehr «mit Hinblick auf das laufende Ermittlungsverfahren» am Dienstag jede Stellungnahme zu dem neuen Vorwurf ab.