Die ägyptischen Behörden haben im Tumult um die Mohammed-Karikaturen die aktuellen Ausgaben der Nachrichtenmagazine «Spiegel» und «Focus» verboten. Beide Titel hatten einige der umstrittenen Cartoons veröffentlicht und dürfen nun innerhalb Ägyptens nicht mehr verkauft werden. Beim «Spiegel» zeigte man sich relativ entspannt: «Wir haben das Verbot zur Kenntnis genommen. Ein bisschen wundern wir uns schon, da es in Ägypten selbst eine Zeitung gab, die die Karikaturen abgedruckt hatte», erklärte Spiegel-Sprecher Hans-Ulrich Stoldt gegenüber Pressetext.
Hingegen hat die «Focus»-Chefredaktion bei Präsident Muhammad Hosni Mubarak und bei der Botschaft in Berlin protestiert. In ihrem Brief schreiben die Chefredaktoren Helmut Markwort und Uli Baur laut dem Burda-Pressedienst, das Verkaufsverbot sei «ein eklatanter Eingriff in die Pressefreiheit». Sie fordern «mit Nachdruck», dass diese Zensur gegen ihre Berichterstattung umgehend aufzuheben sei.
«Medien müssen die strittigen Karikaturen nicht zeigen, aber sie dürfen sie zeigen», schreiben die «Focus»-Chefs weiter. Dies werde weder von Regierungen noch von Behörden entschieden, sondern von Verlagen und Redaktionen in eigener Verantwortung. Da «Focus» über alle wichtigen politischen Ereignisse berichte, seien auch die Karikaturen im Ausriss aus anderen Zeitungen als zentraler Gegenstand des Artikels gezeigt worden. «Das bedeutet nicht, dass wir diese Karikaturen billigen oder gut finden, aber sie sind eindeutig ein Dokument der Zeitgeschichte und müssen daher im richtigen Zusammenhang der deutschen Bevölkerung zur Kenntnis gebracht werden», betonen die Chefredaktoren.
Freitag
10.02.2006