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Dienstag
11.07.2006

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Radio-105-Chef Giuseppe Scaglione und der SRG-Forschungsdienst in den Haaren liegen, diesmal aber will der streitbare Kabel- und Internet-Radiomacher einen Gang höher schalten: «Ich starte eine Aktion, es ist etwas in der Pipeline», kündete er am Dienstag gegenüber dem Klein Report an. Der Grund für seinen Ärger: Über das vergangene Wochenende hat der Forschungsdienst der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft die 105-Zahlen gesperrt. «Das stimmt», bestätigte Forschungsdienst-Leiter Manuel Dähler am Dienstag gegenüber dem Klein Report eine entsprechende Information von Scaglione. Dieser hatte sich nach eigener Auskunft mehrere RadioControl-Uhren beschafft und mit einer davon die 105-Statistik künstlich nach oben geschraubt, indem er sich damit ständig neben seinem laufenden Sender aufhielt. «Die haben das nur gemerkt, weil ich es ihnen gesagt habe», mokierte sich Scaglione über den SRG-Forschungsdienst.

Mit seiner «Manipulation» (immerhin hat er sie selbst publik gemacht) ging es Giuseppe Scaglione darum, die Seriosität der RadioControl-Zahlen in Zweifel zu ziehen. «Es stellt sich die Frage, wie zuverlässig die angeblichen Hörerzahlen sind und ob den Sendern und Werbekunden da nicht ein finanzieller Schaden entsteht», hebt er hervor. Beispielsweise registrieren die RadioControl-Uhren zeitversetzte Sendungen (ab Internet) ab etwa drei Sekunden nicht mehr, was auch von SRG-Forschungsdienst-Chef Dähler als Mangel anerkannt wird: «Wir arbeiten daran», sagte er zum Klein Report, «es dauert aber noch eine Weile, bis wir eine Lösung haben.» Klar, dass Scaglione mit seinem hohen Anteil an Internet-Ausstrahlung darüber nicht glücklich ist.

Trotzdem ist der Aufruhr von Giuseppe Scaglione für Hörgewohnheits-Forscher Manuel Dähler «eher ein Sturm im Wasserglas». Tatsächlich sind seitens der Werbung keine heftigen Widerstände gegen das heutige System zu vernehmen. «Wir sind nicht unglücklich über das System im grossen Ganzen», sagte beispielsweise Jürg Siegrist vom Werbeauftraggeber-Verband zum Klein Report. Zwar hätte er gerne mehr Uhren im Einsatz, um feinere Zahlen zu erhalten, aber grundsätzlich ändern will er nichts. Dazu Giuseppe Scaglione: «Die sind alle von der SRG abhängig und machen darum die Faust im Sack.» Ob die vom neuen Radio- und TV-Gesetz vorgesehene Überführung der Forschung in eine Stiftung und damit weg vom SRG-Einfluss eine Änderung bringt, glaubt er noch nicht so ganz und kündet an: «Ich muss mehr Druck machen, damit sich etwas bessert.»