Content:

Mittwoch
17.03.2004

Zensur, Irreführung, Manipulation: Journalisten der spanischen Nachrichtenagentur EFE haben den sofortigen Rücktritt ihres Chefs gefordert, weil er nach den Terroranschlägen von Madrid eine objektive Berichterstattung unterbunden habe. Nachrichtenchef Miguel Platon habe den Mitarbeitern «ein System der Manipulation und Zensur» auferlegt, hiess es in einer veröffentlichten Erklärung von Journalistenvertretern der EFE. Diese Zensur habe darauf gezielt, der konservativen Regierung von José María Aznar zur Wiederwahl zu verhelfen.

Die Journalisten warfen dem Chef mit dem klingenden Namen Platon - stand in der griechischen Philosphie für die Lehre des Guten, Schönen und Wahren - vor, er habe Berichte verboten, nach denen sich die Ermittlungen zu den Anschlägen zunehmend auf das Al-Kaida-Netzwerk und weniger auf die Basken-Organisation ETA konzentrierten. EFE habe seit Donnerstagmorgen, dem Morgen der Anschläge, von einem in arabischer Sprache eingestellten Mobiltelefon gewusst, das im Vorort Alcalá de Henares gefunden wurde, hiess es in der Erklärung. Ausserdem habe die Agentur Kenntnis darüber gehabt, dass einer der Toten zu den Tätern zählte. Es sei jedoch «ausdrücklich verboten» gewesen, entsprechende Informationen zu veröffentlichen. Die Journalisten fordern Platon nun auf zurückzutreten, da seine Präsenz eine «Beleidigung für die Angestellten und für die Öffentlichkeit» sei.

Eine Sprecherin der EFE-Geschäftsführung wies die Kritik der Journalisten indes zurück. Die von der Agentur verbreiteten Informationen seien stets von «offiziellen Stellen» gekommen, nicht aber von Platon.