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Donnerstag
18.06.2009

Der auch als Journalist tätig gewesene deutsch-britische Soziologe und Politiker Ralf Dahrendorf ist im Alter von 80 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben. Dahrendorf gilt als grosser europäischer Intellektueller und Vordenker des Liberalismus. Er war als Geisteswissenschaftler in Deutschland, Grossbritannien und in den USA tätig, vertrat die FDP in Parlamenten und Regierungsämtern und war Mitglied der EU-Kommission. FDP-Chef Guido Westerwelle erklärte, seine Partei «verneigt sich vor Lord Ralf Dahrendorf, dem sie sehr viel zu verdanken hat.»

Dahrendorf starb bereits am Mittwoch in der Kölner Uni-Klinik, wie das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) bestätigte. Hier hatte Dahrendorf bis zuletzt eine Forschungsprofessur. Noch am 1. Mai hatte Dahrendorf seinen 80. Geburtstag in Berlin gefeiert. Gastgeber war die liberale Friedrich-Naumann-Stiftung, deren Vorsitzender er in den 80er Jahren war. Der britische Botschafter Sir Michael Arthur würdigte ihn auf dem Geburtstagsempfang als Spitzenpolitiker und Spitzenakademiker in zwei Ländern.

Dahrendorf wurde 1929 in Hamburg als Sohn eines sozialdemokratisch orientierten Redaktors und späteren SPD-Abgeordneten im Reichstag geboren. Bereits mit 19 promovierte er in seiner Heimatstadt über Karl Marx. Anschliessend ging er nach London, wo er an der London School of Economics and Political Science beim österreichisch-britischen Philosophen Karl Popper seine akademische Karriere fortsetzte. Mit 29 habilitierte er sich an der Universität von Saarbrücken mit einer sozialpolitischen Schrift.