Sony BMG ruft in den USA mehrere Millionen Musik-CDs mit dem umstrittenen Kopierschutz XCP zurück. «Wir teilen die Bedenken von Konsumenten bezüglich Discs mit XCP-Kopierschutz-Software», teilte Sony BMG am Mittwoch mit. Aus diesem Grund werde der Konzern alle unverkauften CDs mit dieser Software aus den Läden zurückholen. In den vergangenen acht Monaten seien insgesamt mehr als 4,7 Millionen CDs mit dem in die Kritik geratenen Kopierschutz an den Handel ausgeliefert worden. Mehr als 2,1 Millionen XCP-geschützter CDs sollen bereits verkauft worden sein. Zudem werde Sony BMG eine Software anbieten, mit der XCP von Rechnern entfernt werden könne.
Die CDs waren ausschliesslich in den USA erhältlich. Der Kopierschutz war in die Kritik geraten, da er ähnlich wie ein Computervirus arbeitet. Ende vergangener Woche hatten Sicherheitsexperten die erste Welle von Computerschädlingen im Internet registriert, die die durch XCP geöffnete «Hintertür» auf den Computern zum Eindringen ausnutzen. Der weltgrösste Softwarehersteller Microsoft hatte XCP am Vortag als Sicherheitsrisiko für PCs eingestuft. Der Konzern kündigte an, seine Antivirus-Programme so umzuschreiben, dass sie die XCP-Software wieder von Windows-Computern entfernen.
Die Sony-BMG-Software installiert sich von selbst, wenn eine mit XCP ausgestattete Musik-CD auf einem PC abgespielt wird. Sie soll das Kopieren des Datenträgers erschweren. XCP verursacht aber eine Sicherheitslücke bei PCs, die Hacker zum Einschleusen von Computerviren benutzt haben. Normale CD- oder DVD-Player und Apple-Computer sind von XCP nicht betroffen. Einige Hersteller von Antivirus-Software bieten zudem bereits Programme an, um XCP zu entfernen. Das britische Unternehmen Sophos beschrieb den Vorgang aber als schwierig und verglich ihn mit einer Operation am offenen Herzen. Siehe auch: Microsoft sieht in Sonys CD-Kopierschutz PC-Sicherheitsrisiko
Mittwoch
16.11.2005