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Donnerstag
10.11.2005

Sony BMG will den in den USA umstrittenen Kopierschutz XCP für Musik-CDs in Europa nicht einführen. Stattdessen soll es für Europa ein System geben, das ein begrenztes Kopieren erlaubt. Europa-Chef Maarten Steinkamp sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur dpa, so wie in den USA «werden wir es in Europa nicht machen». In den vergangenen Wochen war die in den USA auf einigen CDs des Unternehmens erprobte Schutzsoftware XCP in den Medien unter heftigen Beschuss geraten. «Im Laufe des nächsten Jahres» werde es für Europa indes ein neues so genanntes digitales Rechtemanagement (DRM) geben, das ein begrenztes Kopieren erlaube, teilte Sony BMG Continental Europe am Donnerstag mit.

Derzeit prüfe das Unternehmen noch verschiedene Softwaretypen. Drei bis fünf legale Kopien würden für den privaten Gebrauch eine vernünftige Lösung sein, sagte Steinkamp. «Wir als Unternehmen wollen für Europa eine offene, transparente und klare Lösung.» Das Rechtemanagement dürfe dabei nicht zur «Bremse» werden. Den umstrittenen DRM-Schutz auf amerikanischen CDs werde es hierzulande nicht geben. Sony hatte Medienberichte dementiert, wonach Musik-CDs mit der in den USA erprobten Schutz-Software XCP es erlaubten, beim Abspielen am Computer heimlich Dateien zu verstecken und sogar Nutzerdaten auszuspionieren.

Die mit Sonderzeichen versehenen Dateien sollen sich nach den Berichten in den Tiefen des Betriebssystems einnisten und nur schwer zu entfernen sein. Nach Angaben des Antiviren-Spezialisten Kaspersky Labs soll ein erster Software-Spionagevirus unter der Tarnung des umstrittenen XCP-Kopierschutzes im Umlauf sein. Das so genannte Hintertür-Programm Backdoor.Win32.Breplibot.b sei in der Lage, sich mit Hilfe des Kopierschutzes zu tarnen und unbeobachtet im Computer festzusetzen.

Nach Angaben der Firma Trend Micro handelt es sich dabei um ein bereits bekanntes Schadenprogramm, das sich die Technik von XCP als Trittbrett zu Nutze macht. Häufig werden solche Schädlinge genutzt, um etwa durch das zeitgleiche Aussenden von massenhaften Anfragen einen Server in die Knie zu zwingen. Das Virus dürfte derzeit nur Nutzer von entsprechenden Musik-CDs aus den USA betreffen.