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Montag
10.09.2007

Neue Sonntags- und Gratiszeitungen drängen auf den Deutschschweizer Printmarkt. Als Nächste startet der «Sonntag» der Mittelland-Zeitungen (MZ) und versucht sich im Werbe- und Lesermarkt zu etablieren. Bei den Newcomern herrscht eher Aufbruchstimmung. Die MZ-Sonntagsausgabe startet mit 210 000 Exemplaren. Dank neuem, «regionalisiertem» und kostenoptimiertem Konzept hoffen die Verleger aus dem Mittelland, ebenfalls vom Boom der Sonntagspresse profitieren zu können. Dass eine Neulancierung nicht immer im Schnellzugstempo erfolgreich sein kann, zeigt das Beispiel der Churer Südostschweiz Mediengruppe AG.

Vor mehr als einem Jahr wurde die Sonntagsausgabe der «Südostschweiz» (SO) gestartet. Verleger Hanspeter Lebrument zieht eine erste Bilanz: «Das Anzeigengeschäft läuft 10 Prozent unter Budget. Anfangs Jahr war es schlecht; jetzt ist es besser geworden.» Um alle Abonnenten zu erreichen, wolle man für das ganze Gebiet die Frühzustellung intensivieren. Dabei werden nun die grossen Gemeinden des Oberengadins neu erschlossen.

Der Churer Verleger zeigt sich über die Lancierung einer Sonntagsausgabe seines Kollegen Peter Wanner erfreut und sieht darin keine Konkurrenz: «Neben einigen grossen Kiosken in der Schweiz sind wir - unserem Konzept gemäss - nur an den regionalen Kiosken vertreten. Da die Abonnenten die SO am Sonntag erhalten, ist der Kioskverkauf zu vernachlässigen.» So weit der Kommentar von Hanspeter Lebrument. Auf Unkenrufe über die unrentable Sonntagsausgabe reagiert man im Bündner Hauptort gelassen. Ein Problem bleibt aber die Auflage: Nicht alle Partner der «Südostschweiz» machen bei der Sonntagsausgabe mit; deshalb beträgt die Auflage lediglich rund 50 000 Exemplare.

Die «NZZ am Sonntag» erscheint inzwischen bereits seit fünf Jahren und erreicht eine Auflage von über 120 000 Exemplaren. Der objektive Beobachter sieht eher eine Verlagerung der Anzeigen in die Sonntagsausgabe. Dem widerspricht man jedoch beim NZZ-Verlag in Zürich. Die «Neue Zürcher Zeitung» entwickle sich anzeigenmässig erfreulich. Im Verlagshaus Ringier gibt man sich zugeknöpft auf entsprechende Fragen über den «SonntagsBlick»: «Details zu Umsätzen kommuniziert Ringier nicht öffentlich. Unsere 1000-Kontakt-Preise gehören zu den tiefsten aller Printtitel im Land und werden gut genutzt, es besteht aber noch ein Restpotenzial», erklärt Konzernsprecher und CCO Marco Castellaneta. Die Konkurrenz aus dem Mittelland werde ernst genommen; «nervös machen uns lokal entstehende Sonntagstitel nicht».

Die «SonntagsZeitung» verfüge mit 18,2% Reichweite und 768 000 Leserinnen und Lesern über einen «hervorragenden Leistungsausweis» im deutschsprachigen Raum. Zudem vereine sie zum «gutbürgerlichen Mittelstand» den höchsten Anteil an Leadern in ihrer Leserschaft, erklärt Diego Quintarelli, Verlagsleiter der «SonntagsZeitung» aus dem Tamedia-Verlag. Als effiziente Werbeplattform sei man «ungebremst erfolgreich», so der weitere Kommentar vom Verlagsleiter. Optimismus prägt zwar die Aussagen von Verlagsseite, doch eine gewisse Marktsättigung wird von den Herausgebern bereits erkannt. Also die Bäume wachsen auch am Sonntag nicht in den Himmel: keine unbegrenzte Expansion möglich.