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Sonntag
16.09.2007

Er habe keine Marktforschung benötigt, um zu wissen, dass er eine Sonntagsausgabe seiner Zeitung machen wolle, erzählte Verleger Peter Wanner in der Nacht auf Sonntag seinen 300 Gästen an der Lancierungsparty für «Sonntag» der Mittelland-Zeitungen. Vom ersten Gedanken bis zum fertigen Produkt habe es allerdings 15 Jahre gedauert, da er auch noch seine Kollegen im Mittelland-Verbund habe überzeugen müssen. Doch jetzt sei das Produkt da und weise fünf Vorzüge auf: Es sei ebenbürtig mit der Konkurrenz aus Zürich, es habe Regionalteile für Aargau, Baselland, Solothurn, Bern und das Zürcher Limmattal. Und es sei ausbaufähig - beispielsweise Richtung Luzern. Zudem sei die siebte Ausgabe der abonnierten Mittelland-Zeitungen kaum angreifbar und berge überdies nur geringe finanzielle Risiken. «Wenn wir sparen müssten, würden wir eher die Montagsausgabe einstellen als die Zeitung vom Sonntag», betonte er wörtlich. Auf die Frage des Klein Reports, wie weit die Verhandlungen mit weiteren Partnern gediehen seien, gab er sich zwar bedeckt, verbreitete aber offenen Optimismus: «Warten Sie es ab, da kann ganz schnell ganz viel passieren.»

Der «Kampf gegen Zürich», beziehungsweise gegen die Sonntagsblätter aus der Schweizer Medienmetropole, war auch Thema der weiteren Ansprachen in der Aarauer Fabrikhalle, in der bis vor zwei Monaten noch die Akzidenz-Druckmaschinen standen. Die Umbauarbeiten für ein Multimedia-Cross-Media-Center beginnen Anfang nächsten Jahres. Irgendwann sollen dann Journalisten am News-Desk Platz nehmen, die jede Geschichte Fernseh-, Online- und Mobile-gerecht aufbereiten.

Nationalratspräsidentin Christine Egerszegi betonte in ihrer Rede, dass Qualitätsjournalismus nicht nur aus Zürich komme, und der Aargauer Regierungsrat Rainer Huber schrieb dem neuesten Printprodukt gar «ein sinnstiftendes Gefühl der Zugehörigkeit für die Nordwestschweiz» zu.

Allerdings: Ohne eine zahlreiche Gästeschar aus Zürich, die sich an delikaten Häppchen und edlem Deutz-Champagner delektierte, wäre die Halle bedeutend leerer gewesen. Insbesondere fiel die Anwesenheit von Tamedia-Verwaltungsratspräsident Pietro Supino auf, wogegen der grösste Verlag der Schweiz nicht durch Michael Ringier, sondern durch den Oltener Ex-Blick-Chefredaktor Werner de Schepper vertreten war. Prominent zeigte sich hingegen die «Neue Zürcher Zeitung», und zwar mit Chefredaktor Markus Spillmann und Regional-Chef Beat Lauber. Gut gelaunt mischten sich auch Publicitas-Generaldirektor Otto Meier unter die Anwesenden sowie sein indirekter Nachfolger Thomas Bargetzi, der neue Media-Sales-Chef der «P», der zur Zeit zwei Tage für den Vermarkter arbeitet. Den Rest seiner Zeit widmet er sich immer noch der «Süddeutschen Zeitung» und die steht ja bekanntlich mal mehr oder weniger zum Verkauf. Der Chef über Bargetzi, Robert Schmidli, wie immer mit knalliger breitgestreifter Krawatte, weiss noch nicht so recht, ob er sich bei der Print-Medien-Society integrieren oder sein Image als harter Verkaufstyp weiter pflegen soll. So steht es jedenfalls in seinem Gesicht geschrieben.

In einem weiteren Grüppchen standen Wemf-Verwaltungsratspräsident Jürg Weber, und Mathis Lüdin, «Basellandschaftlichen Zeitung», der «auch tapfer mitzog», wie Wanner schmunzelnd erwähnte sowie eine treibende Kraft des Projektes, Christian Müller von der Vogt-Schild-Medien AG. - Mehr dazu: «Sonntag» ist die Aargauer «SonntagsZeitung»