Content:

Sonntag
23.05.2004

Die 26. Ausgabe der Solothurner Literaturtage, immer auch eine Werkschau einheimischen literarischen Schaffens, zeigte sich von der heiteren Seite, auch meteorologisch gesehen: Nach Angaben des Veranstalters besuchten die insgesamt 60 am Sonntag zu Ende gegangenen Dichterlesungen an die 8500 Literaturinteressierte und vergnügten sich bei vorwiegend die Lachmuskeln provozierenden prosaischen Sätzen. Im Mittelpunkt standen einmal mehr Prominente wie Enzensberger oder der Wiener Krimipreisträger Wolf Haas. Selbst nachdem er am Samstag Abend über eine Stunde aus seinem komischen sechsten Brenner-Roman «Das ewige Leben» gelesen hatte, wollten ihn die Zuhörer nicht von der Bühne lassen.

Ein kurzfristig angesetztes zehnminütiges Kabinettstückchen lieferte Peter Bichsel im Rahmen der Open-Air-Reihe «querbeet» auf dem Friedhofplatz. «Tessin und Grappa» erzählt, wie sich einer in New York mit Long-Island-Merlot die Viersprachigkeit der Schweizer schön trinkt und gleichzeitig mit Hängen und Würgen die Aufnahmebedingung für einen Kinder-Erzählwettbewerb erfüllt. Die ernsten und eher düsteren Sphären waren in Solothurn das Reich der Frauen, berichtet die Nachrichtenagentur sda. So etwa in Eveline Haslers «Tells Tochter» über die Berner Philosophin und Revolutionssympathisantin Julie Bondeli. Oder in Erica Engelers Auswanderergeschichte «Die Überfahrt». Oder in Yla von Dachs` handlungsarmer, aber kunstvoll gemachter neuer Erzählung, die ebenfalls noch nicht veröffentlicht ist.