Immer wieder treibt es Filmer an, sich auf Spuren nach Bildern, Tönen und Menschen zu machen. Zwei bemerkenswerte Beispiele wurden in Solothurn aufgeführt, wie Rolf Breiner, Filmexperte des Klein Reports, feststellte: Villi Hermann (70), ein jung gebliebenes Schlachtross unter den Schweizer Filmern, hatte entdeckt, dass der Fotoreporter Gotthard Schuh (1897-1969) ein Nachbar von ihm war - im Malcantone. Persönlich hatte er ihn zwar nicht kennengelernt, nur seine Bilder. «Gotthard Schuh - Eine sinnliche Sicht der Welt» nannte Hermann seinen Reisefilm, der an den Solothurner Filmtagen seine deutschsprachige Erstaufführung erlebte.
Hermann reiste dem Mann nach, der in den Dreissigerjahren auf Bali sein Paradies gefunden zu haben schien. Stille Bilder werden mit bewegten kombiniert, überschneiden und ergänzen sich. Von Sumatra und Java führte Schuhs Weg zur «Insel der Götter». Hermanns subtile Filmdokumentation - von Schuh selbst gibt es keine bewegten Bilder oder Interviews - fasziniert nicht nur durch einen beredeten Bilderreigen, der eine verlorene Natürlichkeit festhält, sondern auch durch Texte des Fotografen.
Der Film zeigt aber gleichwohl, wie Vermarktung und Tourismus dem Traumziel Bali die Unschuld genommen haben. Die sehenswerte Spurensuche wird indes kaum den Weg ins Kino finden, meinte Villi Hermann im Gespräch mit dem Klein Report: «Kein Verleih interessiert sich dafür. Nicht einmal Matinées oder Lunchkino kommen scheinbar infrage.»
Auch Stefan Schwietert (50) war zur Spurensuche aufgebrochen, nach Osten, auf den Balkan. Ausgangspunkt waren die Plattenproduktionen der Welschen Marcel und Catherine Cellier. Sie hatten zurzeit des Eisernen Vorhangs die Musik Osteuropas entdeckt und in den Westen «importiert»: Gheorghe Zamfir und seine Panflötenklänge, Le Mystère des Voix Bulgares und andere mehr.
Nach dem Sturz der Diktatur in Rumänien machte Gipsy Pop à la Mahala Rai Bunda die Runde im Westen. Diese Phänomene beschreibt Schwieterts Dokumentarfilm «Balkan Melodie», ausgehend von den Celliers und ihrer Geschichte, von ihren Entdeckungen, Erfolgen und dem Zerwürfnis mit Zamfir, der sich ausgebeutet fühlt. Bilder von gestern und heute vermischen sich. Am Ende der Reise bleibt eine tiefe Erkenntnis: Diese Musik lebt, überlebt und streichelt die Seele.