Knapp zwei Drittel der grössten Schweizer Unternehmen pflegen aktiv Social-Media-Kanäle. Der Einstieg erfolgt mehrheitlich ohne formulierte Strategie, Richtlinien oder Erfolgskontrolle. Erhofft werden mehr Dialog, Aufbau einer Marke als Arbeitgeber und Imagegewinn; befürchtet werden Kontrollverlust und hoher Aufwand. Mit Facebook erhält ein Kanal, der in einer vergleichbaren Studie vor vier Jahren noch unerwähnt blieb, die höchste Wichtigkeit und Pflege. Die Hälfte der Schweizer Unternehmen unterhält bereits oder plant spezifische Personalressourcen für Social Media. Das zeigt die Social-Media-Studie Schweiz 2011 von Bernet PR und Barbara Kunert, präsentiert am Podium der Zürcher PR Gesellschaft ZPRG am Montagabend.
Die Studie ist frei verfügbar auf www.bernet.ch/socialmediastudie und basiert auf einer Onlinebefragung der 142 grössten Schweizer Unternehmen. 56 Unternehmen haben alle Fragen beantwortet, die Erhebung erfolgte im Oktober 2010.
Nur 38 Prozent der grössten Schweizer Unternehmen sind Social-Media-abstinent - 62 Prozent oder knapp zwei Drittel pflegen aktiv Facebook, YouTube, Twitter, Blogs oder andere Plattformen. Dieses hohe Engagement erfolgt in den meisten Fällen aus dem Handgelenk: Erst 22 Prozent verfügen über eine Social-Media-Strategie; immerhin planen 58 Prozent der Befragten ein entsprechendes Papier. Ebenfalls improvisiert wird bezüglich Erfolg: Mit 30 Prozent evaluiert erst knapp ein Drittel der aktiven Unternehmen ihre Engagements, 38 Prozent planen eine Messung.
45 Prozent der grössten Schweizer Unternehmen sind auf Facebook engagiert - damit liegt diese Plattform klar vor YouTube und Twitter (je 28 Prozent) sowie Blogs (25 Prozent). Facebook wird mit Abstand als wichtigster Kanal bezeichnet, hier werden auch am intensivsten Inhalte eingegeben: 40 Prozent sind täglich oder wöchentlich aktiv, vor Twitter (27 Prozent), Blogs (22 Prozent) und YouTube (13 Prozent).
Die drei meistgenannten Erfolgshoffnungen sind der Dialog mit Zielgruppen (64 Prozent), der Aufbau einer Arbeitgebermarke (59 Prozent) und die Pflege von Image und Reputation (52 Prozent). Auf dem siebten Platz dieser Rangliste findet sich der Wunsch, einen Trend nicht zu verschlafen - ein weiterer Hinweis auf die aktuelle Tendenz zu schnellem Mitmachen vor langer Strategiefindung.
Kontrollverlust (62 Prozent der Mehrfachnennungen) und hoher Aufwand (57 Prozent) stehen klar an der Spitze der Schwächen, die Social Media zugeschrieben werden. Diese Einschätzungen drücken sich auch in Kostenschätzungen aus: Die Mehrheit der grössten Schweizer Unternehmen sieht in Social Media mehr Aufwand als Nutzen (35 Prozent), ein Viertel sieht eine ausgeglichene Rechnung (24 Prozent), nur knapp ein Fünftel (17 Prozent) erhofft sich eine positive Rechnung.