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Dienstag
24.01.2006

«Sie erlauben mir darum heute und an dieser Stelle die Bemerkung, dass ich Ihre Zuständigkeit für diesen Fall nicht anerkenne», erklärte «SonntagsBlick»-Chefredaktor Christoph Grenacher am Dienstagnachmittag vor dem Militärgericht Nr. 6 in Dielsdorf. Er gab eine Erklärung ab, der er im Nachgang nichts mehr beizufügen habe.

«Als Chefredaktor einer Schweizer Zeitung fühle ich mich weder staatlichen Organen noch irgendwelchen Organisationen oder Parteien verpflichtet. Wir verstehen uns darum als unabhängige Sachwalter der Öffentlichkeit und lassen uns von keiner Seite instrumentalisieren. Wir erachten es als unsere Pflicht, Information zu veröffentlichen. Und wir wehren uns mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln gegen jeglichen Versuch, Informationen zu unterdrücken», sagte Grenacher weiter. «Wir stellen in unserer Arbeit auch die Freiheitsrechte eines jeden Menschen und dessen Recht auf Würde über die Interessen eines einzelnen Staates, einer Organisation oder Interessenvertretung. Dies entspricht unserem demokratischen Verständnis. Und diese Wächterrolle entspricht auch dem Verständnis unserer Funktion und Legitimation in einem demokratischen System», sagte er weiter.

«Sie erlauben mir darum heute und an dieser Stelle die Bemerkung, dass ich Ihre Zuständigkeit für diesen Fall nicht anerkenne», liess Grenacher also das Militärgericht wissen. «Wenn es ein Land zu dieser Zeit noch nötig hat, Journalisten aufgrund ihrer zivilen und durchaus auch zivilisierten Tätigkeit durch die Militärgerichtsbarkeit zu verfolgen, dann fehlt mir, auch mit speziellem Blick auf die beanstandete Causa, jegliches Verständnis. Wenn es diesem Land und seinen verschiedensten Organen bis dato nicht gelungen ist, das Recht, im Speziellen auch das militärische Recht, den Erfordernissen der Medien und deren Aufgabe anzupassen, so kann dies meine heutige Vorladung nicht rechtfertigen», fuhr der «SonntagsBlick»-Chefredaktor fort. Siehe auch: OSZE kritisiert Untersuchungen gegen «SonntagsBlick» und Administrativ-Untersuchung wegen CIA-Artikel im «SonntagsBlick»