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Dienstag
23.01.2007

Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument aus Chur, der seit Anfang Mai 2006 seine «Südostschweiz» auch sonntags herausbringt, kann nicht nachvollziehen, warum die «NZZ am Sonntag» einen zusätzlichen Bund mit lokalen Infos und regionalen News plant. «Man liest doch eine Sonntagszeitung, weil sie Wochenzeitungscharakter hat», sagte Lebrument gegenüber dem Klein Report. Er glaubt daher nicht, dass es einer Sonntagszeitung mit Hilfe eines Regionalsplits gelingt, deutlich mehr Abonnements zu generieren. Weiter sei es schwer, in die regionalen Werbemärkte zu kommen. «Ich denke, dass ein zusätzlicher Lokal-Bund nur Kosten verursacht», meint Lebrument. Und an die Adresse der traditionellen Sonntagszeitungen gerichtet, ergänzt Lebrument: «Die müssen sich vor einer 7. Ausgabe der Regionalzeitungen nicht fürchten, denn ich glaube nicht, dass irgendeine Sonntagszeitung wegen uns verloren hat».

Auch die Nummer 1 unter den Sonntagspublikationen, der «SonntagsBlick», zerbricht sich über die Regi-Split-Pläne der Konkurrenz nicht den Kopf. SoBli-Chefredaktor Christoph Grenacher ist der Meinung, dass es im Sonntagszeitungs-Markt genügend Platz für beide Angebote hat: «Unsere Partner im Werbemarkt brauchen neben den zahlreichen Regionalangeboten ein nationales Spitzenprodukt. Genau so wie der Leser, der nebst regionalen Infos dank dem SonntagsBlick einen starken, verlässlichen und erst noch bunten Absender für nationale und internationale Informationen hat». Vergangene Woche hatte der Chefredaktor der «NZZ am Sonntag», Felix E. Müller, gegenüber der Wirtschaftszeitung «Cash daily» eigene Pläne eines Regionalsplits bekannt gegeben. Die «NZZ am Sonntag» wolle nicht «tatenlos zusehen, wenn die Regionalzeitungen tatsächlich mit Sonntagsausgaben kommen», sagte Müller.

Das Konzept eines zusätzlichen lokalen Bundes der «NZZ am Sonntag» ist eine Reaktion auf die Ankündigung der «Aargauer Zeitung» (AZ), die zusammen mit ihren Partnern der «Mittellandzeitung» (MZ) bald auch sonntags eine Ausgabe herausbringen möchten. Wie der neue COO der AZ-Medien, Ueli Eckstein, gegenüber dem Klein Report bereits vor über einer Woche erklärt hatte, sollen sich die fünf beteiligten Verwaltungsräte bis kommenden März entscheiden, ob sie den definitiven Startschuss für die 7. wöchentliche Ausgabe der «Mittellandzeitung» geben oder nicht. Wahrscheinlich wird die erste Sonntagsausgabe der MZ am 16. September erscheinen. Wie AZ-Verleger Peter Wanner am Freitag gegenüber Radio DRS sagte, sei es «unverantwortlich», nicht in diesen Markt einzusteigen. «Wir sind fest überzeugt, dass man das machen muss», führte Wanner im «Regionaljournal Aargau/Solothurn» weiter aus. Dies, weil die Leute am Sonntag einfach mehr Zeit zum Lesen hätten als während der Woche.

Zusätzliche Argumente für eine 7. wöchentliche Ausgabe einer Regionalzeitung lieferte gegenüber dem Klein Report auch der Herausgeber der «Südostschweiz», Hanspeter Lebrument: «Unsere Sonntagsausgabe macht heute 40 Prozent des Werbeumsatzes», sagte er. Die Gesamtausgabe habe von der «Südostschweiz am Sonntag» also klar profitiert. Und dies obwohl vor der Lancierung im Frühling 2006 alle immer wieder gewarnt hätten, dass der Verbund mit einer Sonntagsausgabe werbeseitig massiv verlieren werde. «Wir sind glücklich, dass wir nun an jedem Tag herauskommen», sagte der oberste Chef der «Südostschweiz» zufrieden, weshalb er damit rechnet, dass auch andere Regionalzeitungen auf diesen Zug aufspringen werden. - Siehe auch: Sonntags-«Mittelland-Zeitung» in der Entscheidungsphase