Die Wahl von Eveline Widmer-Schlumpf und die damit verbundene Abwahl des bisherigen Justizministers Christoph Blocher war klar das dominierende Thema der Schweizer Sonntagsmedien. Das Drehbuch der Abwahl, die unterschiedlichen Einschätzungen der angedrohten SVP-Oppositionsmanöver, die politischen Spannungen hüben und drüben - alles etwa gleich und wie zu erwarten.
Einen besonderen Akzent setzte Silvia Blocher, die Frau von Christoph Blocher, in ihrer Kolumne in der Zeitung «Sonntag». Gleich eingangs schreibt sie, sie habe nach dem entscheidenden Wahlgang zu ihrem eigenen Erstaunen Erleichterung empfunden. «Nicht einmal der Applaus der Familie Merz in der Reihe vor mir auf der Tribüne des Bundeshauses für die Gegenkandidatin meines Mannes konnte mich verärgern», schreibt sie wenig diplomatisch.
Sie sei froh, «endlich wieder frei zu sein» und «aus der Verantwortung entlassen, weg aus der misstrauischen und neidgeschwängerten Atmosphäre, nicht mehr Zielscheibe für all die kleinen Nadelstiche von verleumderischen und hämischen Heuchlern», geht der Text weiter. Konkret schreibt sie über «kritiksüchtige und tendenziöse Journalisten» und erwähnt als Beispiel einen angeblich unterschobenen Satz eines «Tages-Anzeiger»-Journalisten, der den Unterschied in der Mundart zwischen «mer» = wir und «mer» = man nicht kenne.
Ihr Mann sei ein «überdurchschnittlicher Bundesrat mit grosser Ausstrahlung und ausserordentlichen Fähigkeiten» gewesen, der «seine Kollegen weit überragt» habe, schreibt Silvia Blocher weiter. Darum hätten ihn die Medien umschwirrt «wie die Motten das Licht». «Jetzt, da dieses Licht im Bundesrat nicht mehr leuchtet, sehen die Medien vielleicht das tatsächliche Geschehen wieder und können die Taten und Untaten der aus dem Schatten getretenen anderen Regierungsmitglieder auch kommentieren», lautet ihr Schlusssatz zu diesem Thema.
Sonntag
16.12.2007