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Freitag
31.08.2001

Beim Siemens-Konzern beginnt am Samstag das Beschäftigungsprogramm «Timeout». Angestellte aus der kriselnden Mobilfunksparte können ab dem 1. September freiwillig in ein bezahltes «Sabbatjahr» gehen. Insgesamt 14 500 Mitarbeiter der Sparte Information and Communication Mobile (ICM) können von diesem Angebot Gebrauch machen. Wieviele sich beteiligen werden, stehe noch nicht fest, sagte Siemens-Sprecherin Sabine Metzner am Freitag. Durch das spezielle Beschäftigungsprogramm will Siemens «in schwierigen Zeiten gute Leute nicht verlieren». Je nach Dauer der Arbeitspause wird der Lohn neu eingestuft: Wer drei Monate pausiert, erhält 50% seines früheren Gehalts; bei sechs Monaten 40%; bei neun Monaten 30%; bei einem ganzen Jahr noch 20%. Ursprünglich war «Timeout» nur als Pilotprojekt in München geplant gewesen. Durch die positive Aufnahme habe sich Siemens entschlossen, das Programm auf alle fünf deutschen ICM-Standorte auszuweiten, sagte Metzner. Befürchtungen zum Programm äusserte Siemens-Aufsichtsrat Helmut Coers: «Wer mitmacht, stellt fest, dass seine Karriere schon beendet ist. Bei den Führungskräften des Unternehmens gibt es kein Verständnis», sagte er. In der Praxis habe Siemens nämlich keine modernen Arbeitszeitformen, selbst Teilzeit sei selten. Die Gewerkschaften bezeichneten das Konzept als «Schritt in die richtige Richtung», zeigten sich jedoch wegen der Lohneinbussen und drohender Karrierenachteile skeptisch zur Akzeptanz. Siemens hatte wegen zurückgehender Aufträge in diesem Jahr weltweit über 6 000 Stellen gestrichen, 4 000 davon in Deutschland.