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Montag
26.05.2008

Im ersten Strafprozess wegen des milliardenschweren Schmiergeld-Skandals bei Siemens hat der angeklagte Ex-Manager Reinhard Siekacek die Existenz schwarzer Kassen zugegeben. Grundsätzlich träfen die in der Klageschrift genannten Vorwürfe zu, sagte der frühere Manager der Siemens-Festnetzsparte ICN am Montag vor dem Landgericht München. Der Angeklagte muss sich wegen des Verdachts der Untreue in 58 Fällen verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, ein System schwarzer Kassen im früheren Telekommunikationsbereich von Siemens aufgebaut zu haben, um dem Konzern so Vorteile bei der Auftragsvergabe zu verschaffen.

Seine Vorgesetzen seien über seine Aktivitäten im Bilde gewesen, sagte Siekacek weiter. «Der komplette Bereichsvorstand war natürlich darüber informiert, dass diese Tätigkeit von mir wahrgenommen wurde», sagte er. Das Geld soll laut Staatsanwaltschaft über Scheinverträge in die schwarzen Kassen geflossen und anschliessend weitergereicht worden sein. Insgesamt soll der Angeklagte so mehr als 50 Mio. Euro vom Konzernvermögen veruntreut haben.

In der Affäre geht es um dubiose Zahlungen von insgesamt 1,3 Mrd. Euro, die überwiegend im Ausland als Schmiergeld eingesetzt worden sein sollen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt mittlerweile gegen rund 300 Beschuldigte. Zu dem Prozess ist eine Reihe prominenter Zeugen geladen, darunter auch der ehemalige Siemens-Chef Heinrich von Pierer und der amtierende Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser.