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Sonntag
16.05.2004

Der deutsche Technologiekonzern Siemens hat erneut Vorwürfe der Gewerkschaft IG Metall zurückgewiesen, denen zufolge der Konzern in Deutschland mehr als 10 000 Stellen streichen will. «Die Zahlen sind schlicht aus der Luft gegriffen», sagte Siemens-Vorstandschef Heinrich von Pierer in einem vorab veröffentlichten Interview des am Montag erscheinenden Nachrichtenmagazins «Der Spiegel». «Unser Ziel ist es, in Deutschland so viele Jobs wie möglich zu sichern.» Konzern-Gesamtbetriebsratschef Ralf Heckmann hatte am Freitag Berechnungen wiederholt, wonach bei dem Münchner Konzern mittelfristig «einige zehntausend» Stellen - und damit deutlich mehr als vom Management genannt - bedroht sind.

Siemens hatte vor einigen Wochen erklärt, im Inland seien 5000 Stellen bedroht. Zugleich hat der Konzern angekündigt, um den Erhalt der Stellen zu kämpfen, dafür an den jeweiligen Standorten aber Zugeständnisse wie die Einführung der 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich oder Einschränkungen beim Weihnachts- und Urlaubsgeld gefordert. Von Pierer sagte dem «Spiegel», dass die 40-Stunden-Woche im Konzern nicht flächendeckend wieder eingeführt werden solle. «Es geht in den Verhandlungen mit dem Betriebsrat um 2500 Stellen, die von einer Verlagerung bedroht sind und wo wir eine Verlängerung der Arbeitszeit erreichen müssen. Bei weiteren 2500 Stellen gibt es strukturelle Probleme, die auch mit neuen Arbeitszeitmodellen nicht zu lösen sind.» Management und Arbeitnehmer haben nun gemeinsame Arbeitsgruppen gebildet, die Lösungen für die einzelnen Standorte suchen soll. Im Zentrum der aktuellen Debatte stehen u.a. Fertigungsstandorte für Telefone in Nordrhein-Westfalen, die nach Gewerkschaftsangaben nach Ungarn verlagert werden soll. Siehe auch: Mehr als 10 000 Siemens-Arbeitsplätze bedroht