Die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) hat zwei Beschwerden gegen das Schweizer Fernsehen abgewiesen, bei denen es um die Meinungsumfragen vor Abstimmungen und Wahlen ging. Fritz Ulmer, Mathematikprofessor an der Bergischen Universität in Wuppertal, kritisierte in seinen Beschwerden die Umfrageergebnisse vor den Volksabstimmungen vom 24. Februar 2008 sowie vor den eidgenössischen Wahlen 2007. Die Umfrageergebnisse seien nicht repräsentativ gewesen. Das Schweizer Fernsehen sei sehr locker mit dem Zahlenmaterial umgegangen. Das Publikum habe sich keine eigene Meinung zu den Umfragen bilden können. Und die Fehlerquote sei zu wenig sichtbar gewesen, bemängelt Ulmer.
Die UBI wies beide Beschwerden mit der Begründung ab, das Fernsehen habe sachgerecht informiert und die eigenen Leitlinien beachtet. Das Publikum habe sich aufgrund der präsentierten Ergebnisse eine eigene Meinung bilden können. Umfragen hätten bei der Meinungsbildung zwar Gewicht. Ihre Wirkung sei aber begrenzt, sagte UBI-Präsident Roger Blum am Freitag. Das Fernsehpublikum wisse, dass Umfragen keine mathematisch exakten Ergebnisse lieferten.
Fritz Ulmer kündigte am Rande der UBI-Sitzung an, dass er seine Beschwerden an das Bundesgericht weiterziehen werde. Er kritisierte vor allem, dass nicht alle Elemente seiner Beschwerden von der UBI behandelt worden seien.
Der Wissenschaftler hatte sich während der deutschen Bundestagswahlen 2002 mehrfach zu Wort gemeldet und verschiedentlich die Umfrageergebnisse kritisiert - vor allem die Ergebnisse der sogenannten «Sonntagsfrage» in den deutschen TV-Sendern. Prof. Dr. Fritz Ulmer schreibt dazu: «Mit ihrem Messinstrument - der Sonntagsfrage - berichten die `Wahlforscher` von Allensbach bis Infratest fast täglich über den Zustand der Nation. Wie in einem Schlussverkauf werden haufenweise Zahlen auf den Markt geworfen. Auf der Zielgraden wird meist auch noch die Stelle nach dem Komma mitgeliefert, als sei mit einer Schieblehre gearbeitet worden und nicht mit einer Elle aus Gummi. Medien und Politiker weiden das hingehaltene Zahlenfutter für ihre Zwecke aus. Niemand fragt, wie die Musterwähler für Umfragen zusammengetrommelt werden und wie ihre weichen Antworten zu harten Prozentzahlen gebacken werden. Es wäre Aufgabe der Medien, auch darüber zu berichten.»
Mehr über den streitbaren Professor auf seiner Webseite http://www.wahlprognosen-info.de/
Sonntag
24.08.2008