Am 9. April hätte die neue grosse Samstagabendsendung von SF DRS starten sollen. Die kurzfristige Absetzung kostet den Gebührenzahler weit über eine halbe Million Franken, wie der «Blick» am Donnerstag schreibt. Weiter spürte der «Blick» beim Gespräch mit Mitarbeitenden aus der Unterhaltungsabteilung von SF DRS vor allem totale Verunsicherung.
Der Grund liegt auf der Hand, schreibt Kurt-Emil Merki. Pia Schellenberg (61), für die Bereiche Quiz & Musik zuständig, wurde mit sofortiger Wirkung freigestellt. Es gebe keine Arbeit mehr für sie, so die inoffizielle Begründung. Pia Schellenberg, seit über 35 Jahren bei der SRG, war für das Konzept einer neuen Unterhaltungssendung verantwortlich. Vier Mal pro Jahr hätte sie ausgestrahlt werden sollen - anstelle des «Musikantenstadls». Knapp ein Jahr Vorbereitungsarbeit war bereits geleistet, als SF-Direktorin Ingrid Deltenre Ende Februar überraschend entschied, die Sendung nicht zu realisieren.
Das ist nicht nur eine Desavouierung von Pia Schellenberg (Ehefrau von Ex-Fernsehdirektor Peter Schellenberg), sondern auch von Adrian Marthaler. Der Kultur- und Unterhaltungschef wusste über sämtliche konzeptionellen Schritte Bescheid und segnete diese ab.
Die Absetzung der Sendung (Arbeitstitel: «Grenzenlos») kommt den Gebührenzahler teuer zu stehen. Die grössten externen Brocken: Miete für das Casino Interlaken. Gebucht war der Saal für insgesamt knapp 4 Wochen. Wird für die Oktober- und Novembertermine kein Ersatzmieter gefunden, belaufen sich die Kosten auf insgesamt 80 000 Franken. Interlaken Tourismus hat für das Projekt etwa 200 Arbeitsstunden aufgewendet. Bei einem durchschnittlichen Stundenlohn von 40 Franken ergibt dies zul Lasten von SF DRS weitere 8000 Franken.
Die A-Cappella-Gruppe Bagatello hätte in der Show regelmässige Auftritte gehabt. Die Ausfallentschädigung für die fünf Profimusiker kann schnell einen sechsstelligen Betrag erreichen. Vollends dick kommt es, wenn man die internen Personalkosten von SF DRS aufaddiert. Eine Redaktorin beschäftigte sich seit vergangenem Mai ausschliesslich mit dem Projekt. Im September stiessen zwei weitere Mitarbeiter dazu. Zum Team gehörte überdies eine Teilzeit-Sekretärin. Macht gut 300 000 Franken.
Rechnet man Pia Schellenbergs Freistellung (bis zur geplanten Pensionierung am 1. Februar 2006) hinzu, erreicht die in den Sand gesetzte Summe insgesamt locker einen Wert von weit über einer halben Million Franken.
Es gibt einen weiteren Verlierer: Sascha Ruefer (33) war als Gastgeber vorgesehen. Das wäre ein Karrieresprung gewesen. Er ist zwar enttäuscht, dass die Sendung nicht zustande kam. Aber: «Ich bin nicht der Verlierer. Wenn jemand verloren hat, dann all die Leute, die seit Monaten hinter den Kulissen für die Sendung schufteten und deren Arbeit für die Katz war.»
Jetzt bastelt Kurt Felix an einer Ersatzsendung. Eine Retro-Show. Kluger Schachzug von SF DRS: Damit hat man einen potenziellen Kritiker schon mal eingebunden.
Donnerstag
17.03.2005