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Dienstag
23.05.2006

Alle tun plötzlich so, als ob sie «es» schon immer gewusst hätten, und trotzdem hat sich Chefredaktor Ueli Haldimann vom Schweizer Fernsehen dazu veranlasst gesehen, in seinem neuesten Newsletter vom Montag zum Thema «Leuthard & Leuthard» in die Tasten zu greifen. Der Umstand, dass die CVP-Präsidentin und Bundesratskandidatin Doris Leuthard und der «Arena»-Moderator Urs Leuthard Cousine und Cousin sind, sei «völlig transparent», und dies hätten die beiden auch «nie verheimlicht», schrieb Haldimann an das SF-Fussvolk. Das Thema Verwandtschaft sei «in vielen Zeitungsartikeln» gestanden.

Weshalb also die Aufregung, wenn alles so klar und offen ist? Weil der Klein Report plötzlich zu recherchieren begonnen hatte? Weil die SVP das Stichwort als «heikel» beim Fernsehen deponiert hatte, wie SVP-Präsident Ueli Maurer gegenüber dem Klein Report bestätigte? Wie auch immer. In seiner internen Information fühlte sich Haldimann jedenfalls veranlasst, zu begründen, weshalb die Chefredaktion entschieden habe, «dass Urs Leuthard nicht in den Ausstand treten muss, wenn seine Cousine in einer Sendung, die er moderiert, auftritt». Die Begründung sei einfach: «Urs Leuthard hat noch nie den geringsten Verdacht entstehen lassen, gegenüber der CVP-Politikerin in irgend einer Art befangen zu sein oder ihr gegenüber andere Massstäbe anzuwenden. Es wäre falsch, ihn mit einer Entfernung aus seiner Aufgabe dafür zu bestrafen, dass seine Cousine Karriere macht. Kommt dazu, dass sie nach einer eventuellen Wahl in den Bundesrat eher seltener Gast in der Arena sein wird, als sie es als CVP-Präsidentin war.»

Der Klein Report meint: Der Mann hat weder Fingerspitzengefühl noch sonst einen ausgeprägten gesunden Menschenverstand. Urs Leuthard müsste zu seinen Gunsten - nicht als Strafe weil er so ein toller integerer Journalist ist - eine Pause einlegen und Reto Brennwald moderieren lassen. Haldimann dürfte demnächst einen Wink aus dem Verwaltungsrat (Oberleitung des Gesamtunternehmens) der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft erhalten, wo einzelne Mitglieder nicht sehr erfreut sind über das (teilweise) krawallige Gebaren des Chefredaktors, wie Recherchen des Klein Reports zeigten.