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Mittwoch
18.06.2025

Medien / Publizistik

«Be first, but first be right» ist das Arbeitsmotto des neuen Chefredaktors von Keystone-SDA Federico Bragagnini... (Bild: zVg)

«Be first, but first be right» ist das Arbeitsmotto des neuen Chefredaktors von Keystone-SDA Federico Bragagnini... (Bild: zVg)

Alle Medien, die News liefern, müssen sich auf die Korrektheit der Meldungen von Keystone-SDA verlassen können. Trotzdem kommt es gelegentlich vor, dass die Nachrichtenagentur Falschmeldungen rauslässt

Der Klein Report sprach mit dem neuen Super-Chefredaktor Federico Bragagnini über die Arbeitsabläufe und den Faktencheck bei Keystone-SDA, über klassische Fehlerquellen und darüber, weshalb es nicht immer das Wichtigste ist, die Schnellsten zu sein.

Wie schätzen Sie diese Situation generell ein?
Federico Bragagnini
: «Als Nachrichtenagentur sind wir uns der grossen Verantwortung bewusst, die wir gegenüber unseren Kunden tragen. Unsere Inhalte müssen so verlässlich sein, dass sie ohne zusätzliche Verifikationen übernommen werden können. Fehler kommen bei uns nur selten vor, doch jeder einzelne ist bedauerlich. Deshalb setzen wir alles ein, um sie zu vermeiden. Die hohe Qualität unseres Dienstes wird uns regelmässig durch positives Feedback unserer Kunden bestätigt.»

Wie oft kommt es vor, dass Meldungen von Keystone-SDA korrigiert werden müssen?
Bragagnini
: «Korrekturen betreffen nur einen sehr kleinen Teil unserer Meldungen. Wir verfolgen dabei eine proaktive und transparente Korrekturpraxis: Sobald ein Fehler festgestellt wird, wird er unverzüglich korrigiert, mit klarer Kennzeichnung der Änderungen. Dies betrifft sowohl inhaltliche als auch formale Fehler, etwa ein falsch geschriebener Name, ein Tippfehler in einer Überschrift und so weiter. Diese Offenheit stärkt die Glaubwürdigkeit der Agentur.»

Was tut Keystone-SDA in ihren Arbeitsabläufen, um die Publikation von Falschmeldungen zu vermeiden?
Federico Bragagnini: «Wir verfügen über ein strenges Qualitätssicherungssystem. Alle Inhalte werden vor der Publikation nach dem Vier-Augen-Prinzip überprüft. Redaktionsinterne Richtlinien zur journalistischen und ethischen Praxis sind in einem umfassenden ‚Handbuch der Redaktion‘ festgehalten. Dieses dient nicht nur als Leitfaden im Redaktionsalltag, sondern auch als Ausbildungsinstrument. Zudem gibt es einen etablierten Prozess der internen redaktionellen Kritik, die regelmässiges Feedback sowie jährliche Leistungsbeurteilungen umfasst. In einem wöchentlichen internen Blog analysieren wir aktuelle Fragestellungen, Kritikpunkte und Massnahmen zur Qualitätssicherung.»

In welchen Fällen gilt besondere Vorsicht?
Bragagnini
: «Besondere Sorgfalt gilt der Übernahme von Informationen Dritter: Äusserungen oder Angaben, die durch andere Medien publiziert wurden, übernehmen wir nur nach Bestätigung bei den ursprünglichen Quellen. Damit soll der Verbreitung von Falschmeldungen entgegengewirkt werden.»

Wie läuft der Faktencheck bei Keystone-SDA im Detail konkret ab?
Federico Bragagnini: «Wird ein Fehler festgestellt, erfolgt sofort eine Korrektur über unseren Dienst. Die zuständigen Desks bearbeiten alltägliche Korrekturen eigenständig, in komplexeren Fällen wird die Chefredaktion einbezogen. Korrekturen werden präzise beschrieben. Betrifft der Fehler mehrere Meldungen, werden alle betroffenen Texte berichtigt. Ziel ist es, falsche Angaben in zukünftigen Beiträgen zu vermeiden.»

Was passiert, wenn ein Fehler erst später entdeckt wird?Bragagnini: «Wird ein Fehler nicht am selben Tag entdeckt, entscheiden wir von Fall zu Fall, ob es genügt, den fehlerhaften Text in der Datenbank zu berichtigen (um eine spätere Übernahme des Fehlers zu vermeiden) oder ob die gesamte Meldung erneut verbreitet werden muss – zusammen mit einem Hinweis an den Kunden, der den Fehler und die erfolgte Korrektur klar benennt.»

Wo sehen Sie die hauptsächlichen Fehlerquellen für Falschmeldungen?
Federico Bragagnini
: «Agenturjournalismus verlangt hohe Geschwindigkeit – das birgt ein gewisses Fehlerpotenzial. Doch Verlässlichkeit geht vor Schnelligkeit. Wir akzeptieren es, in gewissen Fällen nicht die Ersten zu sein, wenn dadurch die Authentizität der Information besser geprüft werden kann – ganz im Sinne von: be first, but first be right. Gerade im Zeitalter von Fake News, insbesondere in sozialen Medien, ist sorgfältige Verifikation für uns unverzichtbar.»

Wie viele weitere Fälle sind Ihnen aus den letzten drei Jahren bekannt, bei denen SDA-Meldungen von Medien übernommen wurden und es später zur Korrektur kam?Bragagnini: «Wie bereits erwähnt, bleibt der Anteil fehlerhafter Meldungen in unserem Dienst sehr gering. Das verdanken wir unseren strukturierten Abläufen in der Prüfung und redaktionellen Nachbearbeitung.»