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Dienstag
07.09.2004

An der diesjährigen TV-Messe Screen-up standen am Dienstagnachmittag ein Dutzend Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer deutscher TV-Sender, unter ihnen Roger Schawinski, den Medien Red und Antwort. Christian Gartmann, Managing Director der SevenOne Media Schweiz, moderierte gekonnt und souverän, sodass die extrovertierten Menschen auf der Bühne gut aneinander vorbeikamen. Die Initianten der Screen-up, Cinecom, IP Multimedia und SevenOne Media, erklärten ihre Markteinschätzungen. Michi Frank von der IP Multimedia rechnet für das laufende Jahr mit einem Wachstum von 7 bis 9% im TV-Bereich. «Fakt ist, dass wir alle wachsen», so Frank. Matthias Luchsinger von der Cinecom sieht es ähnlich: «Wir haben zudem noch Programmteile bei Sat.1 Schweiz, die wir im Sponsoringbereich anbieten können.»

Ingrid Hess, Generalsekretärin von RTL, gab den Ball souverän an Roger Schawinski weiter, als sie gefragt wurde, ob man bei RTL das Fernsehen neu erfinde. Der Pass ging mit der Bemerkung weiter: «Ich finde es immer charmant, wie Roger Schawinski sein TV erklärt.» Es folgte ein Lacher im Kinosaal des Cinemax in Zürich. Schawinski, nach einer Knieoperation leicht lädiert auf einem Barhocker sitzend, setzte sein breitestes Lächeln auf und gab mit viel Charme all die Nettigkeiten zurück. Es war ein Konkurrenzkampf auf hohem Niveau, dem Ständerat um Jahre voraus. Da dieser am selben Tag über das RTVG debattierte äusserte Christian Gartmann diesbezüglich den Wunsch, «dass all die Stolpersteine, die der Nationalrat da reingepackt hat», irgendwie wieder herausfallen mögen. Beat Curti und Klaus Kappeler, IP Multimedia (Schweiz), haben das, in der zweiten Reihe sitzend und mit knallroten Krawatten ausgestattet, zur Kenntnis genommen. Durch die Werbefenster, welche die IP vermarktet, rollt der Rubel automatisch - für den ganzen privaten TV-Markt an die 240 Mio. Franken pro Jahr.

Von diesem Kuchen will auch Josef Andorfer, Chef von RTL II, mehr bekommen. Falls alles gut geht, wird Andorfer nächstes Jahr auf seinem Sender ein Schweizer Programmfenster lancieren, «mit sehr viel Information über die Schweiz», wie er bemerkte. Nochmals durchstarten möchte Peter Kölbel mit U1 in der Schweiz: «U1 ist ein Mosaikstein von sechs in unserem Fernsehnetz. Für uns ist die digitale Entwicklung wichtig, heute haben sie 30 Programme, bald werden es über 300 sein.» Kölbel will mit Low-Budget-Produktionen zum Erfolg kommen und vor allem Synergien nutzen. Ob das Team in der Schweiz nochmals durchstarten kann, wird sich weisen. Am Ende der Medienkonferenz fragte Schawinski beim Rausgehen, wo der investigative Journalismus in der Schweiz geblieben sei, was sich beim Nachhaken zum Stand seines Durchhaltewillens bei «Anke Late Night» sofort als rhetorische Frage entpuppte: «Das kommentiere ich nicht.» Da es dies beim Klein Report nicht gibt, nochmals: «Hm, äh. Anke Late Night ist ein Langzeitprojekt», fügte er an.